KIDS IM KNAST Jugendleiden Ein viel gelobter Erstling über eine Umerziehungsfarm Im Klappentext wird David E. Hilton für seinen Debütroman Wir sind die Könige von Colorado als "der Erbe von William Goldings Herr der Fliegen" gerühmt. Aber viel haben weder der Stil der Autoren noch ihre Geschichten gemein. In Hiltons Erstling erinnert sich Will Sheppard an seine Zeit auf einer Erziehungsranch in Colorado, wo er Anfang der 60er zwei Jahre verbrachte, weil er mit 13 Jahren seinen gewalttätigen Vater mit einem Messer attackierte. Auf der Ranch herrscht Gewalt. Trotzdem findet Will drei Freunde, von denen zwei ihren Aufenthalt nicht überleben. Will verlässt die Ranch traumatisiert und leidet sein Leben lang unter den Erlebnissen. Das größte Problem an David E. Hiltons Roman ist, dass der Autor weder seiner Geschichte noch seiner Sprache traut und deshalb zu dick aufträgt. Er lässt keinen Raum für eigene Gedanken. Die Handlung kann nicht wirken weil sie bis ins Detail erklärt wird, und das auch noch mit breitem US-Pathos. Gewaltszenen reihen sich aneinander, rufen Abscheu hervor und fesseln den Leser, bringen aber die Geschichte nicht weiter. Und Pferde spielen eine große Rolle. Ständig "schreien" sie vor Schmerz, obwohl sie eigentlich stumm leiden. Einmal wird Will gebissen und trägt eine klaffende Wunde davon. Ob Pferde in den USA Reißzähne haben? Janne Hiller
David E. Hilton: Wir sind die Könige von Colorado. Aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell. Arche, Hamburg 2011, 392 S., 19,90
|