AMERIKA

Verraten und verkauft

Der US-Journalist Mark Hertsgaard entdeckt sein Land

Weil der US-Journalist Mark Hertsgaard ein bißchen durch die Welt gereist ist, konnte er einige für ihn auifregende Entdeckungen machen: der Rest der Welt ist ganz anders als Amerika! Im Schatten des Sternenbanners beschreibt daher zwei Perspektiven, die amerikanische und die, sozusuagen, exterritoriale. Alle bewundern Amerika, schreibt Hertsgaard, aber viele sind auch bedrückt über das, was Amerika in der Welt so anrichtet (das Buch entstand, als Bush sich gerade auf der Karte zeigen ließ, wo eigentlich der Irak liegt).
Hertsgaards Buch ist vorwiegend eine inner-amerikanische Angelegenheit. Es will vor allem Amerikanern klar machen, was in ihrem Land nicht stimmt. Es beschreibt, insofern konsequent, weniger das, was ein Amerikaner im Auslanf vorfindet, sondern warum das, was er in Amerika vorfindet, keineswegs immer in Ordnung ist. Das geht von der egoistischen Umweltpolitik über die manipulierten Bush-Wahlen in Florida über den Angriff auf Afghanistan bis hin und vor allem zu der gleichgeschalteten US-Presse: "Mit ihrer Presse sind die Amerikaner heute ganz übel dran: Bestenfalls plappert sie die Äußerungen der Mächtigen nach, schlimmstenfalls verblödet sie die Leute mit Pseudo-Nachrichten", schreibt Hertsgaard. Und ist, wie so oft, auf der richtigen Spur, wenn er die Besitzverhältnisse offenlegt. In einem Land, in dem die Medien vorwiegend Konzernen wie General Electric (NBC), Westinghouse (CBS) AOL (CNN), oder Disney (ABC) gehören, ist Pressefreiheit nicht mehr zu erwarten. Segensreich hat sich da vor allem die Präsidentschaft von Ronald Reagan ausgewirkt, der die Konzerne von den lästigen Beschränkungen befreite, die bis dahin für den Besitz von Fernsehstationen galten.
Hertsgaard streift die Themen Außenpolitik (warum wir immer die Falschen unterstützen), Steuergesetzgebung, Wahlen, und er landet eigentlich immer wieder bei der vernünftigen These, dass die USA seit knapp 20 Jahren vollständig von den Konzernen übernommen wurden, die sich seither Politiker leisten, die garantieren, dass sich daran nichts ändert.
Eher rührend ist Hertsgaards Aufruf, sich der amerikanischenb Tugenden zu besinnen: wir, "die Amerikaner sollten damit anfangen, miteinander zu reden" um danach die "Demokratie zurückzufordern". Da werden nicht nur die Herren von General Electric aber herzlich schmunzeln.
Erich Sauer
Mark Hertsgaard: Im Schatten des Sternenbanners. Amerika und der Rest der Welt Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. Hanser, München 2003, 254 S., 19,90 ISBN: 3446202854