GESCHICHTE Vergessene Helden Helge Hesse feiert Nebenfiguren der Weltgeschichte ab Die meisten Menschen landen bloss unter der Erde statt in einem Geschichtsbuch. Helge Hesse hat nun 20 davon ausgegraben, die es auf einem irgendwie seltsamen Lebensweg dann doch wenigstens in die Kuriositätenecke gebracht haben. Oder in den Griechisch-Unterricht. Da gibt es Xenophon, den anderen Sokrates-Schüler neben Platon, der nicht Philosoph wurde sondern eingebetteter Journalist bei einem Söldnerheer und später sogar General. Oder Eleonore Proschaska, die als Soldat verkleidet an den Freiheitskriegen gegen Napoleon teilnahm. Oder einen schwarzen Cowboy, der möglicherweise mal eine Zeitlang Indianerhäuptling war. Das liest sich streckenweise etwas dröge, weil Hesse besser Skurrilitäten sammeln als abenteuerlich erzählen kann. Aber die Sammlung von erstaunlichen Begebenheiten am Rande des Geschichtsbuchs unterhält immerhin so weit, dass man sich glatt die eine oder andere Szene im Kino vorstellen könnte: Wie ein verliebter Pirat 250 Meter vom Haus der Angebeteten ersäuft, wie ein schnöseliger Duellant einmal um ein Haar den späteren USA-Präsidenten erschossen hätte, wie Mama Hesse dem Sohn beibringt, dass man aus 20 Büchern leicht ein neues machen kann, wenn man nur gut kürzt. Ach, gelogen: das Literaturverzeichnis ist sehr ordentlich, das Register täuscht allerdings Faktenfülle vor. Wing
Helge Hesse: Unbekannte Helden der Weltgeschichte. Eichborn, Frankfurt 2009, 295 S., 19,95
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