SEX

Porno intellektuell

Ein Bildband von und mit Sasha Grey

Im April 2011 gab Marina Ann Hantzis, bekannt als Sasha Grey, ihren Rückzug aus der Pornoindustrie bekannt. Damit hatte sie es mit knapp 23 Jahren zum Ex-Pornostar gebracht und auf diesem Weg jede Menge Journalisten mit Statements verwirrt, die nach Collegeabschluss klangen, mit Greys Filmen allerdings wenig zu tun hatten. Als Schoolgirl-Bitch ließ Grey sich von Dutzenden großen Kerlen vergewaltigen - und nannte es "performance". Dass sie während ihrer Demütigungs-Sexszenen in die Kamera schaute, nannten sie "die vierte Wand einreißen", und während die Kerle sie vor der Kamera würgten und den Fuß auf ihren Hals setzen, erzählte sie in die Mikrophone, wie wenig die Branche eine "starke Frau" wie sie ertrage. Jetzt gibt es eine CD mit Musik von Sasha Grey, einen Soderbergh-Film von 2009 mit Sasha Grey - und diesen Bildband Neü Sex, in dessen Vorwort sie so tut, als seien "die meisten Fotos von ihr (obwohl sie selbst dauernd darauf zu sehen ist), und nur wenige habe Ian P. Cinnamon geschossen, streng nach ihren ästhetischen Anweisungen, denn sie stehe auf den Stil von Nan Goldin und Cindy Sherman. Dass die beiden nichts miteinander und schon gar nichts mit Sasha Grey zu tun haben, ändert nichts daran, dass Porno schon lange nicht mehr so intellektuell klang wie aus Greys Mund. Die Fans weinen um die dünne Pornoqueen, die mit 18 Jahren in die Branche einstieg mit der Ansage, Porno sei für sie eine Episode und "Mittel zur Selbstverwirklichung" und nur ein Schritt in ihrer kommenden Karriere.

-vl-

@BODY TD = Sasha Grey: Neü Sex. Mit zusätzlichen Fotos von Ian P. Cinnamond. Aus dem Amerikanischen von Carolin Müller. Heyne, München 2011, 22,8 x 17,2 x 2 HC, mit zahlr. Abb., 19,90)