NSA & NSU Datenräuber Der Skandal um staatliche Datenspionage findet nicht mal mehr im Bücherregal statt
Mit einiger Verspätung ist jetzt das Buch von Glenn Greenwald erschienen (trotzdem hat der Verlag es nicht geschafft, alle darin abgebildeten Dokumente zu übersetzen). Greenwald ist der Journalist, der von Snowden kontaktiert wurde, um dessen bei der NSA beschafften Daten zu veröffentlichen. Die Hälfte des Buches Die globale Überwachung handelt von der komplizierten Kontaktaufnahme; Greenwalds Schilderung stimmt dabei im Wesentlichen mit der überein, wie sie Luke Harding in The Snowden Files gegeben hat. Ausführlicher als Harding schildert Greenwald allerdings das, was Snowden da enttarnt hat. Es geht dabei nicht nur um Datenklau beim Emailverkehr, sondern dass die NSA etwa routinegemäß Server, die ins Ausland verkauft werden, abfängt und mit Spyware versieht. Die US-Kampagne gegen chinesische Smartphones von ZTE und andere Hardware hat also nur den Hintergrund: Ausländische Phones und Server kann die NSA nicht verwanzen. Der Skandal, der sich hinter all den Spionageprogrammen enttarnt, ist ebenso gigantisch wie die Chuzpe, mit der die Regierungen weltweit darüber schweigen. Eine boulevardisierte Presse hilft dabei, das Liebesleben von Assange oder Snowden zur Story zu machen und den politischen Skandal zu ignorieren. Lokalisiert bedeutet das: Wie deutsche Politiker im NSU-Untersuchungsausschuss von den deutschen Geheimdiensten vorgeführt wurden, sagt einiges darüber aus, dass eine parlamentarische Kontrolle der Schnüffler längst aufgehört hat. In den USA wurde die CIA gerade dabei erwischt, dass sie den Geheimdienstausschuss ausspioniert hat, der zu illegalen Praktiken der Geheimdienste ermitteln sollte. Die deutsche Fassung des Buches enthält Schwärzungen, die im Vorwort mit den "nationalen Sicherheitsinteressen der USA" begründet werden. Dazu gehört offenkundig auch die Emailadresse, unter der sich Snowden mit Greenwald in Verbindung setzte, die geschwärzt wurde. Es ist erstaunlich, wie wenig wir wissen dürfen und wie viel die anderen wissen müssen. Vom Ex-Chef der NSA ist der Spruch überliefert: "Warum sammeln wir nicht alle Daten?". Er meint das genau so. Zu unserem Besten hat sich die NSA in Utah gerade ein neues Datenzentrum gebaut. Auf knapp 90.000 Quadratmetern stehen dort Server. Erich Sauer
Glenn Greenwald: Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen. Aus dem Englischen von Gabriele Gockel, Robert Weiß, Thomas Wollermann und Maria Zybak. Droemer, München 2014, 366 S., 19,99
|