KIDS

Kleiner Wichser

»Graffity my soul« ist einer dieser bemühten Jugendromane

Schlägereien, Mobbing und ein zerrüttetes Elternhaus bilden den Alltag des 15-jährigen Veerapen. Er ist halb Tamile, halb Jude und wohnt in der englischen Provinz Surrey. Sein Vater ist mit einer Optikerin abgehauen, seit dem hat seine Mutter ein Alkoholproblem. Mit seinem besten Freund Jason zieht Veerapen abends durch die Straßen, um irgendwelche Passanten zu verprügeln und das ganze Szenario mit dem Handy zu filmen. Engste Vertraute Veerapens ist Moon, seine große Liebe, aber leider nur beste Freundin. Als sie eines Tages mit Veerapens ärgstem Feind Pearson "geht", bedeutet das Krieg.

Autor Niven Govinden ist 35, und auch wenn er extra viel MTV geschaut und Bravo gelesen hat, bleibt er 35. Seine Recherchen scheinen ergeben zu haben: Teenies haben keinen Bezug zur Liebe und reden schon mit 15 über Ficken, Blasen und Schlampen. Ihre Zukunft interessiert sie nicht. Mädchen hören Britney Spears, Jungen 50 Cent. Mädchen laufen rum wie Nutten, Jungen wie Gangster. Veerapen weiß, dass er Menschen traumatisieren kann, wenn er sie im Dunkeln aus dem Nichts angreift und krankenhausreif prügelt. Aber er weiß ebenso, dass er das tut, weil er sich als ausländisches Scheidungskind schwach fühlt. Er macht sich onanierender Weise Gedanken darüber, wie normal es sei, dass er onaniert... Da ist dann doch ein bisschen viel Sozialpädagoge in die Literatur gerutscht.

Janne Hiller
Niven Govinden: Graffity my soul. Aus dem Englischen von Ingo Herzke, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008,