Emma Goldman ULTIMO AUF DRAHT Buch-Kritiken: Gelebtes Leben</b> liest sich streckenweise wie eine Woody Allen-Parodie auf russische Anarchisten (irgendein Sascha bricht ihr immer gerade das Herz, irgendwelche Genossen brauchen immer gerade ihre Unterstützung), sind aber dennoch ein faszinierend


REVOLTE

Mutter der Anarchie

Emma Goldman erzählt ihr Leben

Als Revolution und Sinnlichkeit noch zusammengingen: Emma Goldman, die Mutter der Anarchie, war eine lebenslustige und mutige Frau, die als junges Mädchen im 19. Jahrhundert in die USA auswanderte, dort Bekanntschaft mit der Anarchie machte (und das hieß damals noch: Bombenwerfen gegen alles, was uns nicht passt) und zu einer faszinierenden Vortragsrednerin wurde. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Goldman an allen wichtigen politischen Schauplätzen, in Rußland, den USA, Spanien. Sie tat nie etwas anderes als Redenhalten und Ermutigung verbreiten. Sie strebte nie ein Amt an und geriet wegen ihres unbändigen eigenen Willens auch mit den Genossen regelmäßig aneinander. FBI-Chef Hoover hielt sie für eine sehr gefährliche Person. Ihre dicke Autobiografie Gelebtes Leben liest sich streckenweise wie eine Woody Allen-Parodie auf russische Anarchisten (irgendein Sascha bricht ihr immer gerade das Herz, irgendwelche Genossen brauchen immer gerade ihre Unterstützung), sind aber dennoch ein faszinierendes Zeitdokument von jemandem, Jack London und Rebecca West kannte, die NEP und die Petrograder Aufstände und den spanischen Bürgerkrieg miterlebte und immer wieder heillos in irgendwelche Affairen verstrickt war. Emma Goldman: Gelebtes Leben. Autobiografie. Aus dem Englischen von Marlen Breitinger, Renate Orywa und Sabine Vetter. Überarbeitet von Tina Petersen. Edition Nautilus, Hamburg 2010, 927 S., 34,90)