JUGEND School's Out Joey Goebel macht blau Der Amerikaner Joey Goebel ist in Deutschland bekannter als bei sich zu Hause. Mit drei Romanen wurde er in Europa zum Liebling der Yankee-Kritiker, sein viertes Buch erscheint sogar zuerst bei uns. Dabei liegt uns sein Thema ferner denn je: Ein Tag im Leben des HighschoolSchülers James, ganze acht Stunden am ersten Tag nach dem Spring Break. Die Normalen prahlen von wilden Ferien, von Sex und Saufen, das ironische Weichei James aber muss damit fertig werden, dass eine erfolglos geliebte Mitschülerin in Palm Beach offenbar unter die Leute kam und Spaß dabei hatte. Er leidet stilvoll, er trägt den Anzug seines verstorbenen Vaters, liebt Schwarzweissfilme, findet seine Mitschüler an der Osborne High meist geistlos und wirkt wie ein 17jähriger Nachbau eines englischen Gentlemans. Ausserdem hat er einen Roman geschrieben, in dem ein letzter Gentleman in den Kampf gegen eine Krankheit zieht, die Genitalien wachsen und Hirne schrumpfen lässt. Man sieht: Joey Goebel hat Ironie und Romantik, Kritik-Kitsch und handwerkliche Volten voll drauf. Ja, er bringt sogar einen ganzen Entwicklungsroman in den wenigen Schulstunden unter, komplett mit Katastrophe (der Abschlussball wird abgesagt) und Rettung (der Held hat ein Einsehen). Das ganze Buch ist zwar von Herzen unamerikanisch, aber die Auflösung ist dann so versöhnlich, dass man es in amerikanischen Schulen glatt als Treueeid lesen könnte. Wing
Joey Goebel: Ich gegen Osborne. Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog. Diogenes, Zürich 2013, 432 S., 22,90
|