FRAUEN

Böse Verführung

Die Kulturgeschichte eines Frauenbildes

Das Zerrbild der Verführerin reicht von Adams erster Frau Lilith bis zu Madonna, von Adams Eva über Delilah und Jean Harlow, Lola Montez und Lady Emma Hamilton zu Marilyn Monroe. Dabei werden hier nicht, wie üblich, Stereotypen aufgezählt, sondern Frau Billinghurst untersucht mit Witz und Klugheit die Herkunft der jeweiligen Frauenbilder und stellt ihre prominentesten Vertreterinnen vor. Die vermittels Erotik und Sex den Mann hilflos machende Frau taucht in allen Epochen auf. Aber nur wenn das Männerbild bedroht wird, ist diese Verführerin gefährlich. So folgte auf den Vamp à la Dietrich die fröhliche Sexbombe Jean Harlow, dann die tragische femme fatale Barbara Stanwyk, bis die satten 60er die vollkommen harmlose Monroe zum Idealbild erhob. Nur zwei eigentständige Verführerinnen, unabhängig von Männerprojektionen, lässt dies üppig bebilderte Buch zu: Madonna und die göttliche Mae West, die einst sagte: "Ich bin eine Frau, die ihren Ruf verloren und seitdem nicht vermisst hat." Unter dem etwas einfallslosen deutschen Titel Bad Girls (O-Titel: Tempress) ist das Buch jetzt im Gerstenberg Verlag erschienen.
Thomas Friedrich
Jane Billinghurst: Bad Girls. Aus dem Englischen von Gisela Sturm, Hildesheim 2004, 185 S., mit zahlr. Abb. & Register, 24,90 ISBN: 380672931X