POP-MUSIK

Cleaners from Venus

Giles Smith wird zwischen guten und schlechten Platten gross

Im Frühjahr 89 wird dem 27jährigen Autor klar, dass er nicht mehr der neue Sting wird. Aber die Musik weitergeht. Giles Smith ist mit Pop-Musik aufgewachsen, die Pop-Musik ist mit ihm älter geworden, und was im Kino Almost famous oder Velvet Goldmine waren, das ist aus Papier Giles Smiths Lost in Music. Er erwähnt beide Filme nicht, aber Nick Hornby lobt ihn auf dem Klappentext.
Also: von Giles' erstem Luftgitarrensolo zu "Jeepster" (1971) bis zu Tony Blairs Geständnis, gerne Seal, R.E.M. und Annie Lennox zu hören, reicht die Spannweite, vom wilden Versprechen, mit Pop aus der Kleinstadt raus zu kommen bis zur grossen Einsicht, immer nur ein Fan zu bleiben, und dass selbst das nichts mehr wert ist.
Dazwischen wimmelt es von Anekdoten: über berühmte und vergessene Acts (10cc, vor dem Wallstreet Shuffle), über herzzerreißende Dramen im Plattenladen (ein Kunde kauft Deep Purple und alle übergeben sich), über das Plattenverstecken vor dem Besuch (keiner darf wissen, dass ich Supertramp höre) und die CD-Krise zum Beispiel. Smith nennt nicht die beste und nicht die schlechteste Musik, aber gute Beispiele für beides; und Smith bringt sogar ein bisschen Musiker-Perspektive aus gescheiterten kleinen Bandprojekten ein (seine Cleaners from Venus). Nett das ganze, und genau so ungerecht, dass es nicht ganz im "Wir werden alle älter" versinkt. Guter Papier-Pop für End-Dreissiger, die ihre Pink Floyd-Sammlung immer schon mal raustragen wollten.
WING
Giles Smith: Lost in Music. Eine Pop-Odyssee. Aus dem Englischen von Stefan Rohmig. Heyne, München 2002, 286 S., 12.00 EU