GESUNDHEIT
Grundeis bis Muffensausen Ein dickes Lexikon der rätselhaften Körpervorgänge ist zu dünn 500 Seiten sind zu wenig? Wo doch darauf "mehr als 650 überraschende Fakten gesammelt und mit medizinischem Sachverstand erklärt" werden? Von einem gelernten Zahnarzt. In Artikeln von "Abnehmen" bis "Zwillinge", aber ohne ein Schlagwortregister, dem man entnehmen könnte, dass etwa "Impotenz" nur unter "Radfahren", "Orgasmus" aber sowohl unter "Sex" als auch unter "Samen" vorkommt. Und die richtig rästelhaften Körpervorgänge findet man gleich gar nicht. Oder unzureichend erklärt. Wenn Jürgen Brater uns etwa in die Wunderwelt des Geschmacks-Sinnes einführt, zählt er nur die vier Haupt-Empfindungen aus seiner Schulzeit auf (und das miitlerweile jedem Snackriegel-Hersteller vertraute "Umami"). Und wenn er über Reflexe redet, dann versammelt er nicht alle diese Körperautomatismen an einer Stelle und erzeugt so den falschen Eindruck, nur bedingte Reflexe könne man verlernen, grundlegende aber blieben zeitlebens unverändert. Dafür erfahren wir dass Bier nicht dick macht (sondern die Brezel dazu), dass es keinen bösen Blick gibt und warum man immer denkt, man stünde in der langsameren Schlange. Dass man im Konzert nur hustet, wenn es nicht gut ist, und dass Naseputzen bei Schnupfen sehr ungesund ist. Oder dass weder Masturbieren noch zu nah vor dem Fernseher Sitzen schädlich ist. Das mußte unbedingt mal lexikalisch erfaßt werden. WING
|
Jürgen Brater: Lexikon der rätselhaften Körpervorgänge Eichborn, Frankfurt 2002, 498 S., 22.90 EUR |