GERNHARDT

Katzenmusik

Der Meister singt

Robert Gernhardt verließ gerade erst unter Getöse seinen Hausverlag (Haffmans, wegen Abrechnungs-Unregelmäßigkeiten) und legt jetzt als erste Werke im Freien zwei Tonträger zum Schnäppchenpreis vor. Der erste heisst Schöne Töne und enthält 20 Gedichte (meist aus der klassischen Periode von "Wörtersee" bis "Besternte Ernte"), vom Meister selbst verlesen. Dazu etwa eben so viele Zwischentexte, in denen Gernhardt erklärt, wie er früher mit der Frau Musica auf dem Schoß schrieb und später am Schweigen der Konzertsäle schier zerbrach; und dann singt meist ein Sopran zu Kammerensemble sacht komische Vers-Vertonungen.
Auf dem Cover von Schöne Töne hocken drei Katzen von Gernhardts eigener Hand (der Dichter kann auch Zeichnen, ja sogar Malen, aber das führt hier zu weit). Drei weitere zieren den Umschlag von Was deine Katze wirklich denkt. Ein Cello macht - mmh - Töne, und Gernhardt redet 13 "Lektionen" lang darüber, was es bedeutet, wenn die Katze so macht. Oder so. Nämlich eigentlich immer "Fütter mich". Das Nebenwerk von 1996 gewinnt durch die Robertsche Phrasierung hörbar, aber mehr als eine Lektion am Tag soll man nicht nehmen. Sonst erinnert man sich zu deutlich an die oft wiederholten und nur manchmal klug variierten Witzmuster von Daumenträger, Dosenöffner und Futterneid.
WING
Robert Gernhardt: Schöne Töne Vertonungen von Elisabeth Bengtson-Opitz und Ferdinad von Seebach. Zweitausendeins, Frankfurt/M. 2001. CD 58:14 Min., 17.- DM
Robert Gernhardt: Was deine Katze wirklich denkt. 13 Lektionen in Catical Correctness. München, Heyne 2001. MC 50:00 Min., 16.- DM