Reisen

Unterwegs mit Hemingway

Die Höllenfahrten der Martha Gellhorn

Wer saß nicht schon einmal, müde und bis aufs Blut gequält, in einem Diavortrag fest, der völlig unspannend einen "schönen Urlaub" dokumentierte? Wer war nicht schon einmal in der Situation, Interesse für öde Touristenfotos vorzutäuschen? Für Martha Gellhorn gab es ein Leben lang keinen schlimmeren Fluch als die Langeweile. Um diese tunlichst zu vermeiden, stürzte sie sich abenteuerlustig in die Welt und bereiste, unter anderem als Kriegsberichterstatterin, die Kontinente. Immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen und freier, unberührter Natur.

Aus ihrem reichen Fundus an Geschichten hat sie fünf Reisen ausgesucht, bei denen der Leser sicherlich nicht von Monotonie bedroht wird. Denn diese Reisen haben es in sich! So quält sie sich mit Ernest Hemingway, den sie nur als ihren "Unfreiwilligen Begleiter" (UB) bezeichnet, hungernd und frierend durch China, als es gerade im Krieg mit Japan liegt. In der Karibik sucht sie enthusiastisch nach Deutschen U-Booten, findet allerdings nur Seekrankheit und Sonnenstich. Als sie durch Afrika reist, kärglich ausgerüstet mit Keksen, Romanen und einer Wärmflasche, wird ihr schnell klar, dass der Kontinent nur wenig mit den idyllischen Postkartenmotiven gemein hat, die sie zu finden hoffte.

Martha Gellhorn versteht es ganz ausgezeichnet, ihre Schreckensgeschichten in vergnügliche Worte zu fassen, sodass sie neben Anteilnahme auch Sympathie für ihren Selbstwitz und die Ironie verdient, mit der sie Situationen und Menschen beschreibt. Ihre Geschichten sind allerdings nicht nur ein Quell für Heiterkeit und Schadenfreude, sondern auch wichtige Zeitdokumente. So ersteht durch ihre Erlebnisse das kommunistische Russland erneut, und Afrika wird zu einem Land, das kurz vor der Befreiung von den Kolonialmächten steht.