KULTUR & KÖRPER
Käufliche Liebe Ein Roman über die Zeit der Geishas Sayuri, die berühmte und hochgeschätzte Geisha, deren Erfolg die Grenzen Japans überschritten hat, hieß einmal Chiyo. Damals war sie ein Fischermädchen, das seine Eltern verlor und als Dienerin in die Großstadt Kyoto verkauft wurde. Doch auch mit dem Beginn der Ausbildung zur Geisha ist noch nichts gut in Chiyos Leben. Von ihrer Familie in der Okiya, einer Zweckgemeinschaft, die von den Einnahmen einiger Geishas lebt, wird sie gequält, von ihrer Umwelt ignoriert, von der älteren und machtgierigen Gefährtin Hatsumomo unterdrückt. Erst durch die Begegnung mit einem unbekannten aber gütigen Mann und die Freundschaft zu der erfahrenen Geisha Mameha entwickelt Chiyo den Ehrgeiz, das Beste aus ihrem Leben zu machen und ihre Fähigkeiten für das einzige Ziel zu nutzen, das es in ihrer Situation geben kann: Eine gute Geisha zu werden. Die ebenso eindrucksvolle wie spannende Geschichte wird von der gealterten Sayuri erzählt, die auf ein schwieriges Leben zurückblickt. Die harte Ausbildung zur Geisha, die komplizierten Rituale der Gesellschaft, die Suche nach einem finanzielle Unterstützung verheißenden danna (Liebhaber) sind Teile einer Existenz, die aus europäischer Sicht fast nicht zu verstehen und nur schwer vorstellbar ist. Trotzdem gelingt es Arthur Golden, der beim Schreiben des Romans Unterstützung von einer Freundin erfuhr, die selbst eine der Spitzengeishas Kyotos war, die dreißiger Jahre und damit die Glanzzeit der Geisha-Kultur vor des Lesers Augen aufblühen zu lassen. Die Faszinationen und auch Schrecken dieser Facette der japanischen Kultur bekommt durch die Sicht des jungen Mädchens Chiyo, für das alles ebenso neu ist, wie für den Leser, eine besondere Qualität. Mit ihr vollziehen wir nach, wie farbenprächtige Träume der unerbitterlichen Realität und Professionalität weichen können, und wie gewandt sich der Mensch in dieser Wirklichkeit zurecht zu finden vermag, wenn er sich anpasst. Die Geisha ist nicht nur das Porträt einer faszinierenden Frau, sondern auch das einer untergegangenen Kultur, die sicherlich oft falsch oder flach beurteilt wurde. Der Amerikaner Golden aber hat, darin werden die Leser des Buches gewiss übereinstimmen, zahlreiche Details so beschrieben, dass sie einen wirklichen und überzeugenden Einblick in die Lebenswelt der Geishas geben. Julika Pohle
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Arthur Golden: Die Geisha. Aus dem Amerikanischen von Gisela Stege. btb, München 2000, 573 S., 20,00 DM |