UNTERHALTUNG Urheber mit Urknall Ein lustiger SF-Roman über die galaktische GEMA So richtig viel mit echter Science Fiction hat Rob Reid wohl nicht am Hut, sonst hätte er seinen Roman sicher mit der Schallplatte begonnen, die 1977 mit den Voyager-Sonden ins All flog. Da sollte nämlich "Here comes the sun" von den Beatles mit drauf, aber mit den Urheberrechten war was unklar. Galaxy Tunes« beginnt dagegen ungefähr heute, als ein kleiner Anwalt in einer großen amerikanischen Kanzlei für Urheberrechtsfragen Besuch von Außerirdischen kriegt. Die Galaktische Gesellschaft hält aus unerfindlichen Gründen menschliche Pop-Musik für das Obertollste im Universum und hat um der lieben Groteske Willen ein schlechtes Gewissen: Zig Quadrillionen von Aliens haben sich bisher illegal von Erde Musik besorgt, und erst jetzt sind sie drauf gekommen, dass sie Tantiemen zahlen müssen, insgesamt um einiges mehr, als das Universum überhaupt an Gold und Geld enthält. Da käme es bestimmt billiger, der Menschheit schnell zur Selbstausrottung zu verhelfen. Das ist eine schön durchgeknallte Idee, die Rob Reid Gelegenheit gibt, einigen Schabernack zu treiben, von dem der Gründer des Online-Musikdienstes Rhapsody immer schon mal träumte. Er schimpft über fiese Anwälte und schlechte Musik, er macht sich über die New Yorker Szene und ihre Marotten lustig, und in der ambitioniertesten Passage lässt er das Schicksal der Menschheit als Nebenhandlung in einer intergalaktischen Reality-Soap auftreten. Die Handlung leidet nur ein bisschen unter der streng satirischen Ausrichtung gegen die amerikanische Unterhaltungsindustrie, die mit gekauften Politikern und skrupellosen Anwälten Schulkinder härter verfolgt als Waffenschieber. Wing
Rob Reid: Galaxy Tunes«. Aus dem Englischen von Bernhard Kempen. Heyne, München 2013, 478 S., 9,99
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