KEIN MÄRCHEN Frosch und Prinzessin Liebesmüh und spätes Leid Heutzutage hilft Wünschen nicht mehr, aber an die Wand geklatscht zu werden kann manchmal was bewegen. Der junge Amerikaner Andrew Davies erzählt in seinem Debüt-Roman, wie ein ziemlich ekliger junger Mann so lange mit seiner Prinzessin spielt, bis er vollends unglücklich wird und ein neues Leben beginnt. Das ist die Moral. Außerdem erzählt er von Endometriose. Das ist eine Krankheit des weiblichen Unterleibs, die der Prinzessin Ungemach beim Beischlaf bereitet, was Harry Driscoll, ihren Frosch, zu flüchtigen Kopulationen mit anderen Frauen treibt. Das ist der Konflikt, den Davies geschickt unter Anekdoten versteckt. Alle Beteiligten arbeiten im Lektorat eines Buchverlags und machen ständig Wortspiele. Jeder war mal ein hoffnungsvolles Genie, alle versauern über unverlangt eingesandten Manuskripten, und keiner kriegt noch Literatur und Leben zusammen. Harry kriegt nicht mal eins von beidem hin. Weil ihm jede Glücksbewegung viel zu sehr nach Klischee riecht, stürzt er sich kopfüber ins Elend. Mit beißendem Witz und in rasender Sprache taucht er in den Brunnen New York und liefert dabei komische und traurige Skizzen eines James Dean, der Woody Allen und die Grimm Brothers drauf hat. Cleverness und Selbstzerstörung gehen mit der Romantik einen Trinken, und am nächsten Morgen sind alle weg, nur ein Klischee ist noch da. Der Roman endet fast so wie das Leben. Der Frosch verliert seine Prinzessin, aber er beginnt, ein Buch zu schreiben. Klischees sind keine Klischees, hat er gelernt, wenn sie einem selbst passieren. WING
Andrew Davies: Froschkönig Aus dem Amerikanischen von Hans M. Herzog, Diogenes, Zürich 2007, 384 S., 19,90
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