Familienbande Hilfe, die Russen kommen! Alexandra Fröhlich erzählt von angeheirateter Verwandtschaft Paula Matthes ist Rechtsanwältin. Nur hat sie keine Klienten. Doch dann erscheint Familie Polyakow und bringt Paulas Leben mehr als durcheinander. Streitigkeiten mit dem Vermieter hat die Familie, dieser hat wegen rückständiger Mietzahlungen das angeblich unbezahlbare Cello von Mutter Darya einkassiert. Das lässt die äußerst extrovertierte Frau - schrill gekleidet, laut und aufbrausend, wie es russische Frauen offenkundig sind - nicht auf sich sitzen. Als Übersetzer dient Sohn Artjom, denn auf Deutsch haben Vater und Mutter Polyakow überhaupt keinen Bock, ihr Vokabular beschränkt sich auf: "Alläs gutt, Paula, alläs gutt", oder: "Kain Prrobläm, Paula, kain Prrobläm!", denn so viel sei verraten, die russische Familie - angeblich jüdischen Glaubens, deshalb durften sie aus Russland raus - hat ein nicht zu unterschätzendes Selbstbewusstsein. Im Netz finden sich überschwängliche Rezensionen zu diesem Roman: der freche Humor wird gelobt, der augenzwinkernde Blick auf Stereotype hervorgehoben, Frauen scheinen dieses Buch zu lieben. Warum bleibt aber dem Autoren dieser Zeilen nach dem Lesen des Romans nur das etwas mäßige Fazit: "Alle Russen sind Gauner, doch sie sind so herrlich menschlich dabei. Zwinker, zwinker."? Fehlt ihm das spezielle Humorverständnis? Ist er einfach nur dumm? Sacha Brohm
Alexandra Fröhlich: Meine russische Schwiegermutter. Und andere Katastrophen. Knaur, München 2012, 311 S., 12,99
|