IM ZOO Seltsame Tiere Volker Surmann erklärt Komiker, Schwule und Berliner Ach wie gut, dass wir keine Komiker sind. Wir müssen nicht nach einem flauen Abend in der Alten Meierei Kaltenbüttel noch mit dem örtlichen Problemlehrer reden, wie die Hauptperson in Die Schwerelosigkeit der Flusspferde. Und wir müssen nicht, wie Volker Surmann, selbst von Beruf etwa so witzig wie seine Hauptfigur, den Roman mit einem Kapitel Psychotherapie beginnen, damit er etwas ernster wirkt. Oder mit einem Streit zwischen Hauptperson und Alter Ego beenden, damit man das irgendwie metaironische Konzept auch gut sieht. Und vor allem müssten wir wohl nicht eine komplizierte Romanze mit einem schwulen Nilpferdpfleger als Gegengewicht zu lustigem Branchenplausch und Dönekes aus dem modernen Berlin erfinden. Volker Surmann, der mit seiner Hauptfigur Beruf, Orientierung und Wohnsitz teilt, hat sich viel Arbeit mit seinem Dreierlei gemacht. Mal macht der mittelmäßig begabte Witzbold im Buch wenig seriöse Scherze über Kollegen. Mal überfordert der Autor mit Mini-Kapiteln, Rückblenden und Tagträumen das eher lineare Publikum solcher Scherze. Trotzdem. Flusspferde sind gefährlich. Und im Wasser überraschend beweglich. So kriegt auch Volker Surmanns Debüt-Roman zuweilen Momente echten Lebens, mit richtigem Liebeskummer und tiefen Einsichten ins ratternde Herz eines Berufskreativen, der aus allem eine Pointe machen muss. Die Schwerelosigkeit der Flusspferde ist ein richtiger Künstlerroman. Den wollte kein großer Verlag haben, aber so muss es echten Künstlerromanen gehen. "Hätte ich eine Tierpflegerin nehmen sollen?" fragt Surmann scheinbar resigniert in seinem Blog. Unfug, das "Ihr seid nicht reif für meinen Scheiss"-Gefühl gehört dazu. Wing
Volker Surmann: Die Schwerelosigkeit der Flusspferde Querverlag, Berlin 2010, 255 S., 14,90
|