VAMPS FOR CHAMPS Showdown in der Peepshow Oliver Dierssen schreibt Stephenie Meyer in Fetzen Na gut, der Vortext ist etwas gehypet, aber Fledermausland, das Debüt des psychiatrisch tätigen Oliver Dierssen ist schon in weiten Teilen "Twilight" für Kerls, die längst fällige Rotzbengel-Alternative zur mädchenbeschwärmten Vampirwelle. Außerdem hypet Oliver Dierssen selbst, wenn er seiner meistens lustig gemeinten Reise in die Nachtjackenwelt von Hannover ein Zitat aus Fear and Loathing in Las Vegas voranstellt: "Hier können wir nicht anhalten, hier ist Fledermausland." Huh. Bzw.: Hihi. Oliver Dierssen, selbst noch keine 30, erzählt vom ca. 20jährigen Sebastian Schätz, der im China-Laden jobbt, von den Eltern lebt, und Studenten hasst, weil die scheinbar alle Freiheiten und einen Sinn im Leben haben. Er hat nur einen scheinbar unerreichbaren Schwarm, eine unangebrochene Schachtel Kondome unterm Bett und eines Nachts eine Fledermaus im Zimmer. Sebastian wird panisch und lässt sich von einer seltsamen Sanitätertruppe retten, hinter der Genre-Kenner schnell Agenten der dunklen Seite erkennen. Bald taucht auch die lichte Seite auf, im Kostüm der Gebühreneinzugszentrale, Sebastian hat eine Wirtshausschlägerei mit einem Vampir, Sebastian kriegt einen Untermieter aus der russischen Zauber-Folklore, Sebastian rutscht immer tiefer in ein lange unverständliches Gerangel zwischen Zwergen, Ogern und anderen Unwesen. Dabei wird es immer wesentlicher, dass Sebastian noch Jungfrau ist, dass er seine Unterhose in der U-Bahn verliert, und dass er keine Ahnung von Lukianenko, Lovecraft, Meyer oder sonstwem hat, von dem Oliver Dierssen viele Kulissen für seine Tour de Farce ausborgte. Manche Ideen sind aber auch ganz selbstausgedacht. Etwa den Showdown, bei dem Sebastian seine Prinzessin natürlich rettet, in einer abgerockten Peep-Show stattfinden zu lassen. Oder eben den ganzen Pubertäts-Bohey, dass man nämlich ein ganz anderer ist, der in einem erst erwacht, als versifftes Lausejungen-Abenteuer zwischen alten Socken und Pizzaresten zu erzählen. Ganz rund ist das nicht geworden. Dierssen gewann nur den dritten Preis im magischen Nachwuchswettbewerb des Verlags. Aber er bringt eine erfrischend unkitschige Note in den postpostmodernen Vampir-Diskurs. Würden die Studenten sagen, die Sebastian so gar nicht mag. wing
Oliver Dierssen: Fledermausland. Heyne, München 2009, 448 S., 12,95
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