Film-Klassiker

Schwarze Filme

Über »12 Uhr mittags« und »Tote schlafen fest«

Als der Fernsehsender VOX vor vielen Jahren anfing, machte sich sein Medienmagazin einen Spaß daraus, die grössten Filme der Welt in 60-Sekunden-Fassungen zu zeigen: High-Speed-Bildersalat mit wenigen, einprägsamen Stills: die Uhr kurz vor 12, der Revolver, regennass, in dem sich die Strassenbeleuchgtung spiegelt ... Jetzt eröffnet die Filmbibliothek im Europa Verlag eine Sub-Reihe mit diesen Einstellungen: Zwölf Uhr Mittags und Tote Schlafen fest sind die ersten Begleitbücher zu Klassikern (übernommen aus einer Reihe des British Film Institute). Der Engländer Philip Drummond schreibt über den Edel-Western, der Amerikaner David Thompson über den europäisch beeinflussten "film noir", akribisch und distanziert der eine, emotional und noch den wildesten Wohnwagengerüchten nachgehend der andere, aber beide auch voller Verehrung für ihre Objekte.Die muss man kennen, um sie anschliessend noch besser kennen zu können; und wer sich nur dunkel erinnern kann, sollte die Filme vor der Lektüre noch einmal sehen. Und zwischendrin (besonders Drummond bespricht einzelen High Noon-Szenen ausführlich) und nachher sowieso auch noch mehrmals (Thompson bekennt, Big Sleep sei bis heute sein Lieblingsfilm). Der Europäer sorgt sich um die politische Interpretation (der Film galt bald als konservativ, sein Drehbuchautor aber wurde von McCarthy verfolgt), der Amerikaner um Howards Hawks Liebesleben und Raymond Chandlers Rolle in Hollywood.
WING
Philip Drummond: Tote schlafen fest
Jim Thompson: Zwölf Uhr Mittags. Mythos und Geschichte eines Filmklassikers. Europa Verlag, Hamburg 2000, 110/125 S., je 18.50 DM