DREHBÜCHER

Die vier Wumms

Syd Field war 40 Jahre lang im Kino

Irgendwie hat es Syd Field zum berühmtesten Drehbuch-Lehrer des Planeten gebracht; unter anderem, weil ihm kein eigenes Drehbuch so richtig gelang, aber vor allem, weil er an scheinbar unwichtigen Stellen im Film-Bizz sein Geld damit verdiente, für lesefaule Entscheider Drehbuch-Gutachten zu schreiben. Jetzt hat er den Film meines Lebens geschrieben, ohne sich an seine eigene Theorie von Plot-Points und "eine Wendung alle 30 Seiten" zu halten.
Syd Field ist in Going to the Movies über viel zu viele Seiten ein eitler Langweiler, aber gegen den Willen seines Autors auch eine interessante Backstage-Story. Wie er mit Peckinpah öfters Kaffee trank, als der "The Wild Bunch" schrieb, wie er seine Theorie erfand, um Verkäufern von Produktions-Garantie-Versicherungen oder mobilen Studios einfache Entscheidungs-Instrumente zu liefern, wie er in seinem ersten Seminar für Autoren lernte, dass Frontal-Unterricht für Kreative die Pest ist ... da ist viel Wahres dran, aus vielen Bereichen, die in anderen Film-Büchern nicht vorkommen.
Aber er kann sich nicht entscheiden: Dönekes-Sammlung, Theorie-Geschichte, Biografie? Und er ist stolz darauf, dass Joel Silver auch heute noch ein Field-Schaubild der vier wichtigen Whamm-Ohs (überraschenden Ereignisse) im Produktionsbüro hängen hat. Oder ihn weltweit Kulturminister zu Vorträgen einluden.
WING
Syd Field: Going to the Movies. Der Film meines Lebens: Vier Jahrzehnte Kino Europa Verlag, Hamburg/Wien 2002, 334 S., 24,90 EU, ISBN: 3203770310