LESESPÄSSE

Ultra Word

Der dritte Fall der Text-Agentin Thursday »Im Brunnen der Manuskripte«

Jasper Fforde kommt wieder zur Ruhe. Nach einem furiosen Erstling (Der Fall Jane Eyre) und der deutlich überkandidelten Fortsetzung (In einem anderen Buch) fährt unsere Heldin Thursday Next erstmal in Urlaub. Erstens weil sie schwanger ist von einem Ehemann, den die Zeitpolizei in Band 2 weg manipuliert hat, zweitens weil sie ihre Lehre bei Jurisfiction, dem Buch-Sicherheits-Dienst, fern vom Schuss abschließen soll. Thursday wird in ein sicheres Haus gebracht, einen unveröffentlichten Krimi aus den 70ern.
In Ffordes Welt leben die Bücher und Menschen in ihnen. Gemächlich besuchen wir etwa den typischen Loser-Detektiv und bringen ihn vom Saufen ab, eher touristisch streifen wir Protestmärsche der Kinderreim-Figuren, die eine Vertretung im Gattungsrat und zwei freie Tage fordern, und nur ganz langsam schürzt sich ein Komplott. Das revolutionäre Text-Betriebssystem Ultra Word soll eingeführt werden, multimedial, absturzsicher, auf 32-Plot-Basis, einfach der Hammer.
Natürlich ist ein Wurm darin, der die Existenz aller Literatur, wie wir sie kennen, bedroht. Und natürlich ist das Problem, dass man sich schon gut in nicht nur englischen Klassikern auskennen sollte, um den ganzen Spaß zu haben. Und einen Sinn für Albernheiten, der einen über den Reklame-Fußnoten-Sender schmunzeln lässt, den Flohmarkt für gebrauchte Mordmethoden und leicht beschädigte Nebenfiguren, oder den Plapperkäfer von Traarl, der dich im Dickens Inn in Courier Bold zuquatscht, was aber keiner versteht.
Die tragische Komponente mit echten Toten und charakterbildender Seelenqual kommt dann auch noch vor. Auch ein Showdown in letzer Sekunde. Aber Im Brunnen der Manuskripte ist doch eher der beschauliche Satz in der Fforde-Fuge, die im Original auf schon 5 Teile angewachsen ist. Der schlechte Krimi, in dem Thursday Urlaub macht, wird am Ende von Teil 3 übrigens zum Erholungsheim für ausgelatschte Klischees umgeschrieben. Sehr schön.
WING
Jasper Fforde: Im Brunnen der Manuskripte. Aus dem Englischen von Josef Stern. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, 414 S., 15,- ISBN: 342324464X (www.jasperfforde.com)