SCIENCE

Gummi im Glas

Erstaunliches über den erstaunlichen Richard Feynman

Der Herr, um den es hier geht, ist der 1988 gestorbene Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman, dessen Lebensmotto war: "Was kümmert es dich, was Andere denken?". Feynman arbeitete unter Oppenheimer in Los Alamos, entwarf ein Quanten-Modell, das nicht nur die Ansätze von Bohr/Heisenberg und Schroedinger vereint sondern auch die "klassische" Physik mit der Quantenphysik versöhnt - sagen die Physiker. Als Mitglied der "Challenger"-Kommission ließ er - ohne die anderen Kommissionsmitglieder zu informieren - vor laufender Kamera ein Stück Gummi in ein Glas Eiswasser fallen und klärte damit, warum die "Challenger" nach dem Start explodiert war. Desweiteren war Feynman ein begnadeter Trommler, ein passabler Zeichner und ein beliebter Professor, dessen Vorlesungen sehr heiter verlaufen sein sollen. Feynman hat in zwei Büchern (die selbstverständlich Bestseller wurden) seinen Anekdotenschatz ausgebreitet, jetzt haben John und Mary Gribbin eine Biografie verfaßt, in der das Zusammenwirken von Feynmans Persönlichkeit und seiner enormen wissenschaftlichen Kreativität beschrieben wird. Wer Integrale und Komplexe Zahlen nicht mag, wird manches Kapitel überblättern müssen und hat trotzdem noch ein witziges Buch in Händen, das einen originellen und neugierigen Kopf angegemessen portraitiert und analysiert. Vor seiner ersten Krebsoperation bat Feynman den Chirurgen, ihn aus der Narkose zu wecken, sollte was schiefgehen und er, Feynman, sterben. Denn das wolle er auf keinen Fall verpassen.
Erich Sauer
John und Mary Gribbin: Richard Feynman: Die Biographie eines Genies Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. Piper, München / Zürich 2000, 416 S., 48,- DM