KATASTROPHEN

Sturmtruppen

Sebastian Junger ist immer da, wo's brennt

Er ist ausser Gefahr gewesen, meistens, räumt Sebastian Junger in seinem zweiten Buch schon im Vorwort ein. Sein erstes war ein überraschender Welterfolg, auch im Kino (Der Sturm). Jetzt legt er eine Reportagen-Sammlung nach, samt einer bescheiden menschelnden Erklärung, wie es dazu kommen konnte.
Feuer erzählt anfangs vom jungen Junger, der Schriftsteller werden und Kellner nicht bleiben wollte. Und als Baum-Beschneidungs-Dienstleister zwischendurch auf den Geschmack des Abenteuers kam. Junger guckte bei ein paar Waldbränden zu, plante ein Buch über gefährliche Berufe, stiess auf die "Sturm"-Geschichte, ging ohne Auftrag nach Kaschmir, und immer weiter dahin wo es brannte. Amerikanische Zeitschriften nahmen dem Seiten-Einsteiger seine Reportagen aus den Konflikt-Zonen ab, und Junger wurde ein gefragter Mann für lebendige Eindrücke kurz nach dem Knall und kurz vor der Analyse. Indien, Pakistan, Sierra Leone, Afghanistan ... Junger war im letzten Jahrzehnt überall, wo Männer in ihren Stiefeln starben, und er erzählt am Ende, von Paris aus, was ihn freundschaftlich mit Massud verband, dem Nord-Allianz-Führer, der gegen die Sowjets und Taliban in Afghanistan kämpfte und zwei Tage vor dem Nine-Eleven von als Journalisten getarnten Agenten ermordet wurde.
Dass diese Szene ein Dilemma seines Berufs illustriert, spricht Junger nicht aus. Aber man merkt die Spannung von Distanz und Anteilnahme in allen Geschichten. Und man hört, Steven Spielberg habe gerade die Filmrechte gekauft.
WING
Sebastian Junger: Feuer. Reportagen von den Brennpunkten der Welt Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Müller. Diana, München 2002, 287 S., 20,00 EU