KINDERBUCH

Von großen und kleinen Ferkeln

Stuttgarter Christen entdecken Antisemitisches in einem Kinderbuch, der Zentralrat der Juden hingegen fühlt sich nicht beleidigt. Trotzdem will Frau von der Leyen "Wo bitte geht's zu Gott?", fragte das kleine Ferkel indizieren lassen

Das von Michael Schmidt-Salomon verfasste und von Helge Nyncke illustrierte Kinderbuch "Wo bitte geht's zu Gott?", fragte das kleine Ferkel geriet ins Visier aufgeregter Christen, weil es Religionskritik unverblümt ins Kinderzimmer bringt.

Das freche Kinderbuch erzählt die Geschichte von dem kleinen Ferkel und dem kleinen Igel, die immer geglaubt haben, ihnen könnte es gar nicht besser gehen. Doch dann entdecken sie ein Plakat auf dem steht: "Wer Gott nicht kennt, dem fehlt etwas!" Also machen sie sich auf den Weg, um Gott zu suchen und stellen schließlich fest: "Wer Gott nicht kennt, der braucht ihn nicht!".

Vor allem die Darstellung des Rabbi empörte die eigentlich unzuständige Diözese Rottenburg-Stuttgart. Sie stellte Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Der dafür zuständige Oberstaatsanwalt Ernst Wich-Knoten erklärte gleich, das Buch sei ein "perfides Machwerk in der Maske des religiösen Kinderbuchsö. Und auf Antrag des Bundesfamilienministeriums prüft jetzt die Bundesprüfungsstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), ob das Kinderbuch nicht auf den Index jugendgefährdender Publikationen gesetzt werden soll. Es sei "geeignet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden".

Die Sintflut

Das Ministerium greift in seinem Indizierungsantrag das Beispiel der Sintflut auf, wie sie in dem Bilder- Buch dargestellt wird: "Eines Tages", sagte der Rabbi, ärgerte sich Gott, der Herr, so sehr über die Menschen, dass er sich entschloss, alles Leben auf der Erde zu vernichten. "Alles Leben", fragte das Ferkel erschrocken? "Alle Menschenbabys, alle Omas und alle Tiere? Auch die Ferkel, die Igel, die Schmetterlinge und die kleinen Meerschweinchen?" "Ja alles Leben", antwortete der Rabbi."

Man meint, das Buch stelle hier die Juden als besonders mitleidlos dar. Darüber ärgert sich Autor Schmidt-Salomon und fragt, ob denn dort niemand die Varianten der Sintflut in einschlägigen Kinderbibeln kenne.

Antisemitsch...

Die Darstellung der Juden in Text und Bild findet vor allem die Diözese Rottenburg-Stuttgart "antisemitisch", die Zeichnung des Rabbi sei gar dem Nazi-Hetzblatt "Stürmer" nachempfunden. Das sieht allerdings der Zentralrat der Juden anders, der durch seinen Generalsekretär lakonisch feststellen lässt, hier würden "alle drei monotheistischen Religionen gleichermaßen verleumdet."

...oder Bolzen gegen alle?

Neben all den indoktrinierenden Kinderfibeln ist das Ferkel-Buch nichts anderes als Aufklärung zum Atheismus: man muss nicht an Gott glauben, um glücklich und ein guter Mensch zu sein.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter der Leitung von Frau Ursula von der Leyen verfolgt den Indizierungsantrag weiter. Man möchte die Ferkelei als jugendgefährdend eingestuft sehen. Sollte das Erfolg haben, darf das Kinderbuch nur noch an Erwachsene verkauft und nicht mehr beworben werden. Die Verhandlung findet am 6. März statt.

Claudia di Nuzzo
Michael Schmidt-Salomon / Helge Nyncke: Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen. Alibri, Aschaffenburg 2007, 36 S., 12,- / www.ferkelbuch.de/