SCHMÖKER

Universal Soldier

Andreas Eschbach ist »Der letzte seiner Art«

Seit die FAZ vor ein paar Jahren Andreas Eschbach für's Feuilleton entdeckte - und das Massenpublikum etwa sein Jesus-Video im Fernsehen - hängt der Autor etwas hilflos zwischen Anspruch und Abräumen. Das ist seinem neuen Roman Der letzte seiner Art zuweilen störend anzumerken.
Es geht mit einem Wumms los: ein frühverrenteter Cyborg-Soldat hat Ausfallerscheinungen und operiert sich mit dem Schweizer Messer selbst auf dem Küchenboden. Sehr blutig und sehr tragisch, denn eigentlich will er nur in Irland sein Gnadenbrot verzehren (Einsatznahrung, die seine Ex-Dienststelle per Abo zustellt), die Dorfwirtin von ferne anschmachten und Seneca lesen. Blöderweise scheint jemand seine Tarnung anzuknapsen, jemand anderer seine ebenfalls ausgemusterten Kollegen reihenweise umzubringen, und von CIA bis IRA jeder was anderes von ihm zu wollen. Etwa bis zur Hälfte baut sich sehr langsam eine schöne Spannung auf, aber dann versagen bei Eschbachs Spagat die Bord-Systeme. Manche Sätze wirken wie schlecht übersetzt, die meisten Nebenfiguren kommen nicht über die Skizze hinaus, die "literarisch" gemeinten verschachtelten Abschweifungen und Rückblenden bremsen den Plot, wo im Kino die Action käme ...
Bis am Ende der Autor dann doch wieder alle Fäden verbindet. Das Buch ist präzise konstruiert, kein Schräubchen bleibt über. Aber man sieht die Zahnräder, man wird nicht bewegt. Und der Erzähler (der langsam an sich und seinen Feinden zerbröselnde Maschinenmensch) plaudert in seinem Tagebuch-Roman alle Gedanken einfach aus, die man bei einer ordentlichen Kolportage sich erst lustvoll selber machen könnte.
Trotzdem, Eschbach ist spannnend. Und es gibt sonst keinen deutschen Unterhaltungsschriftsteller, der phantastische Plots nahe an der Wirklichkeit ansiedelt, Trivial- und Gymnasial-Bildung zusammenbringt, so sorgfältig seine Storys baut ... wenn er jetzt noch mehr als eine Figur pro Roman lebendig hin kriegt, könnte er der nächste Hanns Kneifel werden.
WING
Andreas Eschbach: Der letzte seiner Art Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, 350 S., 19.90 ISBN: 3785721234