SPINNER
Linien, kreuz und quer Erich von Däniken rätselt wieder, diesmal vorwiegend in Peru Unter all den Spinnern ist uns Erich von Däniken immer noch der liebste. Erstens weil er Humor hat, eine Eigenschaft, die allen anderen "Wissenschaftskritikern" vollkommen abgeht. Zweitens weil er Phantasie hat; seine Fragen und skeptischen Einwände treffen durchaus bis ins Mark. Und drittens, weil er zugeben kann, daß er einige der Phänomene, auf die er immer wieder stößt, selbst nicht erklären kann. Soviel Souveränität ist selten. Andererseits ist Erich natürlich nach wie vor ein Schlawiner, um nicht zu sagen vollkommen unseriös: er kann ungeheuer elegant eine Behauptung widerlegen - und erst beim zweiten Nachdenken merkt man, daß und wie Erich gemogelt hat. Sein neues Buch Zeichen für die Ewigkeit befaßt sich mit den immer noch rätselhaften, kilometerlangen Linien in Nazca, Peru, deren Alter, Zweck und Bauweise bis heute nicht geklärt werden konnte. Und er gibt sich alle Mühe, sämtliche Erklärungsversuche durcheinanderzuwirbeln. Auch mit Einwänden wie: "Wenn hier, warum nicht auch woanders?", was in etwa so sinnvoll ist wie den Mount Rushmore für ganz was anders zu halten, weil er eben dort und nicht woanders steht. Oder deutlicher: Den - zugegeben: schwachen - Vorschlag, es handele sich um Routen für Ballon-Flüge, kontert von Däniken: Warum sollte eines so praktische Erfindung wie die Luftfliegerei in Vergessenheit geraten? - na ja, zum Beispiel weil die Menschheitsgeschichte voll ist von vergessenen Erfindungen, im europäischen Mittelalter etwa, unter dem verdummenden Einfluß der Kirche, büßten wir ziemlich genau die Hälfte allen Wissens ein. Die Stringenz des frühen Däniken hat allerdings gelitten. Unter einer Fülle von Einwänden eingeknickt, versucht er eher kleine Brötchen zu backen, erklärt nicht mehr, wie "die Götter" uns einst besuchten, sondern das "interstellarer Raumflug" prinzipiell möglich sei - was ja kein vernünftiger Mensch bestreitet. Das Wunder von Nazca erklärt auch Däniken nicht. Seine ganze Arbeit dient nur dazu, seine schwachen Erklärungsversuche nicht ganz so blödsinnig erscheinen zu lassen, indem er die anderen ebenfalls lächerlich macht. Was die Linien von Nazca sind, weiß halt niemand. Es bleibt auch für Däniken ein rätselhaftes Gebilde: "Wenn Augen schreien könnten, in Nazca würden sie es tun." - denn man tau. Erich Sauer
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Erich von Däniken: Zeichen für die Ewigkeit. Die Botschaft von Nazca C.Bertelsmann 1997, mit zahlr. Farbabb., 240 S., 49,90 DM |