FANTASY

Frühling für Faust

»Endymion Spring« erzählt vom Buchdrucker-Teufel

Matthew Skelton studierte in England Literatur und jobbte in deutschen Uni-Bibliotheken. Dort muss er wohl mal ein paar alte Bücher falsch einsortiert und ein paar Videos nicht rechtzeitig zurück gegeben haben. Sein Debüt Endymion Spring ist ein Mix aus echter Geschichte des Buchdrucks und erfundenen Sagen über den Bücherdrachen, ein Jugendbuch für Leute, denen Harry Potter zu spannend war, der Film Pagemaster aber zu platt. Wer ganz genau hinguckt, findet auch noch Anklänge von Blade Runner bis Richard der Dritte.
Es geht um zwei Jungen. Einer ist der Gehilfe von Gutenberg und lernt beim Erfinder des Buchdrucks dessen fiesen Geldgeber Fust (den gab es wirklich) kennen und fürchten. Der andere stöbert heute in Oxford in den Regalen und stolpert über den Gedanken, "Fust" könne der zauberische "Doktor Faust" gewesen sein.
Damals und heute machen sich allerlei skrupellose Leute auf die Jagd nach dem "letzten Buch", das alle Geheimnisse der Welt enthält, und damals und heute sollen wir lernen, dass allzu viel, und vor allem allzu skrupelloser Erkenntnis-Wille gefährlich ist, dass Bücher wunderbare Abenteuer sein können, aber keine Macht-Mittel werden dürfen.
Das ist vielleicht keine besonders große Einsicht. Auch dass der junge heutige Held, Sohn eines Herrn Winter und einer Frau Sommer, die kriselnde Eltern-Ehe beim Bücherretten wieder zusammen bringt, ist ein bisschen kitschig.
Es macht trotzdem Spaß, auf Schnitzeljagd durch das europäische Buchwesen zu gehen. Und an einigen Stellen, etwa denen über den eigentlichen Erfinder des Drucks mit beweglichen Lettern, entfaltet sich durchaus auch eine Magie aus Staub und Leder, Papier und Tinte, die noch nach dem Ende der Lektüre anhält.
WING
Matthew Skelton: Endymion Spring. Die Macht des geheimen Buches. Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. Hanser, München 2006, 432 S., 17,90 ISBN: 3446207961