KULTUR-GESCHICHTEN

Von Affen und Elfen

Ein lustiges Lehrbuch der Extelligenz

Extelligenz?" - das ist sowas wie Intelligenz, nur eben ausserhalb von Köpfen, zwischen intelligenten Wesen und über sie hinaus, in Raum und Zeit. Ian Stewart und Jack Cohen haben den Begriff erfunden (jedenfalls erwecken sie den Anschein), der das theoretische Zentrum des zweiten Bandes Der Gelehrten der Scheibenwelt bildet. Das andere Zentrum, das praktische, steuert wieder Terry Pratchett bei, und um beide elliptisiert die Wissenschaft-Einführungs-Roman-Fortsetzung energisch herum, wenn auch ein wenig schwerfälliger als im ersten Teil.
Das liegt am eher weichen Sach-Kern der Schichttorte. In den ungeraden Kapiteln reparieren die Zauberer aus Pratchetts Scheibenwelt in unserer Rundwelt zerstörerische Ausbrüche von Phantasie, in den geraden Kapiteln erklären Stewart und Cohen, wie das Geschichten-Erzählen den Affen zum Menschen machte und wieso man dabei lügen muss, damit es richtig funktioniert. Aber auch warum das elfische Element, der kreative Faktor, die Phantasie, das Böse in die Welt brachte.
Schnell geraten Hirnforschung und Märchen-Analyse durcheinander, Wissenschaftstheorie trifft auf kulturanthropologischen Schwummer (über "Meme" als "Gene" der Information). Oha, das haut auch dem Gutwilligsten zuweilen die Kerze aus der Hand.
Auch Prattchets Kapitel sind etwas schwerer ausgefallen, unwitziger, wie einige Fans eh immer meckern, wenn zu selten ein Troll in den Schlamm fällt. Dafür taucht Shakespeare persönlich auf, ein Name, um den herum sich im Angelsächsischen immer gut Bildung und Burleske, Anrührendes und Schockierendes aufhängen lassen. Der Ernst des Materials machen Rettet die Rundwelt zu keinem leichten Vergnügen. Aber dafür hält es möglicherweise länger vor.
WING
Terry Pratchett, Ian Stewart, Jack Cohen: Rettet die Rundwelt. Mehr von den Gelehrten der Scheibenwelt Übersetzt von Andreas Bandhorst und Eric Simon. Heyne, München 2003, 478 S., 8,95 ISBN: 3453861744