LIEBE
Chicken poppen Geschichten über weibliche Eifersucht Mädels und Eifersucht - ein heikles Thema. Wenn Jungs eifersüchtig werden, knabbern sie meist nur an der "Was hat er, was ich nicht habe?"-Frage. Für Mädels bricht eine Welt zusammen. Eifersucht heißt für sie, dass ihr Vertrauen schändlichst mißbraucht wurde, dass sie belogen wurden, die Liebe für immer gestorben ist ... noch mehr Klischees gefällig? Erstaunlicherweise haben sieben Frauen diesen tradierten Müll genau so in Kurzgeschichten verarbeitet, die als Liebe bis aufs Blut erschienen sind. Da wird gelitten und geheult, dass die Wimperntusche nur so fließt. Alle präsentieren sich als Opfer der Eifersucht, als Objekt der Männerwelt - natürlich mit Humor, denn die Autorinnen - Alexa Hennig von Lange, Judith Hermann, Tanja Dückers und andere - beherrschen ihr Handwerk. Einfach Kitsch ist heute nicht mehr drin, das gute alte Rollenbild muß schon ironisch ein bißchen gekitzelt werden. Damit es weitere hundert Jahre hält. Nur zwei, die von uns schon für ihre Geschichten Kein Sex mit Mike gelobte Silvia Szymanski und die distanziert beobachtende Alissa Walser, stehen da drüber beziehungsweise auf der anderen Seite. Wobei Frau Szymanski die einzige ist, die richtig auf die Pauke haut. Sie erzählt, wie sie eine Handvoll Kerle - allesamt Pfeifen - mehr oder weniger durchprobiert hat, was bei ihrem Freund - einer Oberpfeife - verschiedene Eifersuchtsstadien auslöste. Was sie aber nicht abhält, am Ende festzustellen: "Es kommt auf andere Sachen an als diesen Treu- und Untreu-Kokolores." Nett und klug gesagt. Das liegt vielleicht auch daran, dass Frau Szymanski die Älteste unter den hier versammelten Autorinnen ist. Thomas Friedrich
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Liebe bis aufs Blut. Geschichten über die Eifersucht. Hg. von Uwe-Michael Gutzschhahn. Hanser, München 2001, 144 S., 20,- DM |