Autobiografie Der Puppenmann Jeff Dunham erzählt von den dunklen Seiten der Bauchrednerei
Was wäre wohl aus Jeff Dunham geworden, wenn er sich als Achtjähriger im Spielzeugladen nicht eher beiläufig eine Bauchrednerpuppe angeschaut hätte? Wohl nicht beiläufig genug, denn seine Mutter schenkte ihm zu Weihnachten genau diese Puppe. Vielleicht erkennen ja nur Mütter, was einen Achtjährigen wirklich interessiert. Schnell wird aus dem Jungen eine kleine Berühmtheit, die tagsüber in der Schule Referate hält (mit der Hilfe seiner Puppe Mortimer Snerd) und sich abends langsam aber sicher einen Stamm an Fans zusammenspielt. Er lässt keine Gelegenheit aus, um sich und sein Programm unter die Leute zu bringen. Und die sind begeistert. Ob in der Schule, auf Veranstaltungen der Pfadfinder oder einer Spendengala, Jeff Dunham ist zielstrebig und steckt auch die härtesten Rückschläge ein. So wird er zu einem der bekanntesten und beliebtesten Bauchredner. Heute kennen die meisten Menschen seine Figuren: den ewig grantelnden Rentner Walter, Achmed, das Terroristenskelett oder Bubba J., einen etwas einfältigen Südstaatenbewohner. Mit ihnen reist er um die ganze Welt, woran natürlich anfangs nicht zu denken war. Ein Ziel hatte sich Dunham früh gesteckt. Zehn Jahre nach seinem Schulabschluss wollte er mindestens einmal in der Show von Johnny Carson auftreten. Er schafft das, aber der Weg dorthin ist mitunter sehr steinig. Jeff Dunham erzählt unverblümt von diesem Weg, lässt nicht aus, wie anstrengend, verletzend und zermürbend es sein kann, im Comedy-Business Fuß zu fassen. Unzählige Auftritte in Bars, auf Wettbewerben lässt er Revue passieren, und obwohl man weiß, dass er es schaffen wird, ist dieser Wille, den Weg nicht aufzugeben, immer spürbar. Auch dass das ewige Herumreisen seine erste Ehe zerstört, lässt Dunham nicht aus. Eine Erfolgsgeschichte mit dunklen Schatten. Das liest sich schnell weg, ist trotzdem spannend und unterhaltsam. Großer Pluspunkt: der Bildteil mit teilweise gruseligen Puppenbildern. Sacha Brohm
Jeff Dunham: Vorzeitige Detonation. Achmed, Walter und meine anderen Ichs. Aus dem Amerikanischen von Heike Schlatterer. dtv, München 2014, 367 S., 14,90
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