LANDLEBEN Nette Leute Tom Drury erzählt vom Leben in der Kleinstadt und drumrum Seit einiger Zeit schreiben junge amerikanische Autoren besonders gerne Romane aus dem Hinterland, da wo das Herz der Nation wieder Tritt fasst. Mal überaus skurril, wie bei Reif Larsens Die Karte meiner Träume, mal erschreckend gotisch, wie bei William Gay (zuletzt Ruhe nirgends), mal pastoral versponnen wie jetzt bei Tom Drurys Das Ende des Vandalismus. Über 70 handelnde Personen zählt der Autor am Ende auf, die sich im fiktiven Grouse County, irgendwo im Mittleren Westen Amerikas, irgendwie so durch geschlagen haben. Mit leichter Hand und doch voller Aufmerksamkeit für die Kleinigkeiten am Wegesrand folgt Drury seinem Personal durch den Alltag. Mal langsam, im Dienstwagen des Sheriffs, der als eine Art verbindende Hauptperson in der ganzen Gegend herumkommt. Mal noch langsamer über die vielen unbefestigten Straßen, die Grouse County auf der beigegebenen Karte durchziehen. Dabei sehen alle Figuren, der Sheriff, seine Freundin, die er später auch heiraten wird, und der Kleinkriminelle, mit dem sie mal verheiratet war, immer echt aus, auch wenn sie zuweilen ins ironische Symbol spielen. So wie etwa der Dorf-Friseur, der seit Jahrzehnten nur einen einzigen Haarschnitt exekutiert, obwohl im Keller Hunderte Musterköpfe mit Frisur-Entwürfen lagern. Es gibt kleine und etwas größere Ereignisse, ein Baby wird gefunden, beim Dorftanzabend verwüstet jemand die Party-Deko, Landmaschinen verschwinden, es kommt zu einer Fehlgeburt, vieles passiert und vieles führt zu gar nichts. Das macht aber nichts, weil Drury seine menschenfreundlichen Kleinstadt-Episoden gerade als in sich wichtig erzählt. Wing
Tom Drury: Das Ende des Vandalismus. Aus dem Englischen von Gerhard Falkner und Nora Matocza. Klett-Cotta, Stuttgart 2010, 399 S., 21,90
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