E.T.s

Don't call us

Ein Report: Wie Wissenschaftler am Außerirdischen-Telefon sitzen

Wir sind zu spät, aber das paßt zum Thema: Menschliche Lebenszeichen ins All verschicken, bzw. künstliche Ohren im Röntgen-Bereich aufsperren, um E.T. Rülpsen zu hören, womöglich ... überall haut die notwendig dazwischenliegende Zeit jeden Gedanken an Kommunikation k.o. aufs Kinn. Wenn wir schon nichtmal mehr mit Göthen reden könnten, hörte er noch was, wievielweniger dann mit Lichtjahrzehnte abseitigen Fremdintellenzlern?
Trotzdem versuchen's immer wieder welche, und der amerikanische Astronom Frank Drake (der jede Verwandtschaft mit Queen Viktorias Kaperfahrer und Zigarrenerfinder Francis von sich weist) ist einer der angenehmsten und stillsten unter ihnen. Denn seine Methode ist das Lauschen allein.
Über diese Methode, seine Hoffnungen, seine Einwände gegen Kornkreise und Kontaktversuche unsererseits sowie die Möglichkeit intelligenten Lebens anderswo, wenn schon nicht bei uns (huhu, den Witz kennt er auch längst), hat er ein dickes Buch geschrieben. Das hauptsächlich unter der Vorstellung leidet, es könnte recht haben. Professor Drake nämlich sucht seit 30 Jahren ebenso trickreich wie erfolglos nach E.T.s elektromagnetischen Abdrücken im universalen Kraftfeld - und wird nicht müde, überzeugend dafür zu argumentieren, daß es erstens E.T.-Zivilisationen zu Tausenden allein in unserer Galaxis gibt, und daß es zweitens der beste Weg der Kontaktanbahnung sei, einfach zu warten bis sie sich melden (in Kürze: weil sie nur interessant, wenn klüger sind, und dann schon besseres funken werden). Aber wenn das stimmt, und die da nicht ganz anders denken als unsereins (dann wäre jeder Anruf eh vertan), dann lauschen die intelligenten Kontaktspezialisten der anderen auch nur ins Leere.
Die Vorstellung eines vor Leben überquellenden Alls, in dem überall Professoren sitzen und darauf warten, daß sie jemand anruft ... die ist schon urknallkomisch. Wer also darüber lachen kann, der sollte sich, ebenso wie verbissenere Exoterrestriker, Frank Drakes Summe der SETI- und OZMA-Projekte zulegen. Darin steht nämlich neben viel Schnurren auch deutlich, daß bisher eben noch keiner angerufen hat. Und daß das daran liegen könnte, daß wir gar nicht wissen, wie die Klingel funktioniert. Wiewohl es vielversprechende Tuuut-Geräusche gebe, denen mit etwas mehr Forschungsmitteln evtl. nachzuweisen sei, daß sie nicht natürlichen Ursprungs sind. Was, so sehen das die Drake-Anhänger, automatisch für deren Intelligenz spricht. Statt gegen unsere.
WING
Frank Drake / Dava Sobel: Signale von anderen Welten. Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischer Intelligenz Mit einem Vorwort von Johannes von Buttlar. Bettendorfsche Verlagsanstalt, Essen/Santa Fe 1994, 355 S., 3.80 DM