COMEDY

Das Grauen grinst

Ein Cross-Genre-Debüt mit viel Blut und Blödsinn

Werwölfe können witzig sein, Zombies geben gutes Pointen-Futter ab, zum Schenkel-Abschlagen sozusagen, und das Ende der Welt bietet eine hervorragende Gelegenheit, allen Ernst fahren zu lassen. Oder Ernst einen - womit wir etwa auf dem Humor-Niveau von A. Lee Martinez Erstling Diner des Grauens angekommen sind. Es geht eher rüde und pubertär als weltgeisthaltig um das Durcheinander von Scherz und Schrecken, um Alberei und Komik im Angesicht der Katastrophe. Das amerikanische Horror-Kino hatte diesen Modus schon in der Frühzeit drauf, der Horror-Roman hat ihn erst spät und in England entwickelt. Martinez' Diner ist tief amerikanisch und nährt sich in Sachen Sex und Blut vom Filmen wie From Dusk 'Til Dawn, in Sachen Weltuntergang von Howard Lovecrafts Cthulhu-Universum.
Einem fetten Werwolf mit Alkoholproblemen und einem feigen Vampir mit Bindungsangst geht in einem gottverlassenen Kaff in der Wüste vor Las Vegas das Benzin aus. Zufällig macht sich da gerade die neue Priesterin der alten Götter daran, das Tor zur Hölle zu öffnen. Dummerweise muss sie aber immer um 10 zu Hause sein, weil sie noch zur Schule geht. Außerdem steht genau auf dem Höllenschlund eine Pommes-Bude, deren Besitzerin vor gar nichts graut. Nichtmal vor Werwolf und Vampir, die gegen Kost und Logis zum Zäunereparieren eingestellt werden. "Wenn ihr etwas machen wollt, von dem ich nichts wissen sollte - dann tut es woanders. Und du isst auswärts," sagt die coole Chefin und zeigt mit ihrer Schrotflinte auf das blassere der beiden Unwesen.
In der Folge treten auf: Zombie-Menschen und Zombie-Kühe, ein Geisterhund und eine schöne Geistin, ein wortkarger Sheriff und ein paar stoische Dörfler, ein Trupp Ghouls und ein Teenager-Trottel, der alles für seine Priesterin tut, wenn sie sich bei den bösen Ritualen nur auszieht.
Es gibt ein paar Anflüge von richtiger Geschichte in der Beziehung der beiden Helden, die sich nicht ausstehen können, aber ein gutes Team bilden. Und es gibt Passagen voller Gemetzel, die sich zur Zeit wohl noch niemand zu verfilmen traut. Dann kommt das Ende der Welt, und dann kommen noch ein paar Kapitel.
wing
A. Lee Martinez: Diner des Grauens. Übersetzt von Karen Gerwig. Piper, München 2006, 345 S., 9,95 ISBN: 3492266150