KRIMI
Kesse Töchter Henning Mankells Kommissar Wallander gibt den Stab weiter Irgendwo in der kleinen Stadt Ystadt steht ein Computer in einem sonst kahlen Raum. Der Computer ist mit einem Server verbunden, irgendwo auf der Welt. Und es läuft ein Countdown über den Bildschirm, der in wenigen Tagen enden wird. Kurt Wallander und seine Kollegen arbeiten fieberhaft daran, hinter das Geheimnis dieses Computer zu kommen, seine "Firewall" zu umgehen: "Wir fangen an, etwas zu verstehen", sagt Wallander nach 427 Seiten, "aber wir wissen überhaupt nicht, was wir verstehen". Neben der Datenjagd geht es in Die Brandmauer auch eher handfest zu: unschöne Morde mit ziemlich verstümmelten Leichen, Entführung, Vergewaltigung, Leichenklau - die wirkliche Welt ist für Kurt Wallander immer mehr ein Grund, einfach nur Kopfschmerzen zu kriegen. Es beginnt mit einem scheinbar sinnlosen und brutalen Mord, den zwei Mädchen, 14 und 19 Jahre alt, an einem Taxifahrer begehen. Eigentlich ist der Fall klar, aber weil Wallander nicht akzeptieren will, dass zwei junge Mädchen einfach gewalttätig werden, setzt er die Ermittlungen fort. Die irgendwann zu eben jenem Computer führen, der eine Weltuntergangsmaschine zu sein scheint. Der Plot ist gut konstruiert und sehr verwirrend, die Depression von Kurt Wallander ein guter erzählerischer Kniff, weil er so oft auf der Leitung steht vor lauter Weltschmerz. Da ist es beinahe beruhigend am Ende zu erfahren, dass Wallanders Tochter auch Polizistin werden will. Mankell hatte schon angekündigt, dass er seine Wallander-Romane demnächst mit einer neuen Hauptfigur fortsetzen will. Einer, die sich zum Beispiel traut, einen Computer einfach nur einzuschalten. Victor Lachner
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Henning Mankell: Die Brandmauer. Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt. Zsolnay Verlag, Wien 2001, 575 S., 24,90 EU |