Landeskinder Fast deutsch Ein Sammelband von Autoren mit seltsamen Namen Báank, Barbette, Ljubic oder Özdogan: Wer in Deutschland so heißt, trifft auf freundliche Mitmenschen, die plötzlich anfangen, ganz langsam zu sprechen ("V-e-r-st-e-h-eùn S-i-e m-i-c-h?"). Oder, wenn sie weniger nett sind, rufen sie einfach Kanake oder Neger quer über die Straße. Schluss mit der Deutschenfeindlichkeit ist der etwas hintersinnige Titel eines Sammelbandes, der Beiträge deutscher Autoren enthält, die vor kurzem oder vor längerer Zeit nach Deutschland kamen und einen Namen behielten, der sie irgendwie exotisch wirken lässt (die Deutsch-Rumänin Herta Müller ist dabei die Ausnahme). Sie erzählen von alltäglichen Rassismen und der sie zwangsläufig bekümmernden Frage: Ab wann gehört man eigentlich dazu? Und: Will man das überhaupt? Mit einem Namen wie Gorelik, Kiyak oder Mirinic reagiert man empfindlicher auf etwas wie Sarrazins unsägliches Buch "Deutschland schafft sich ab" oder andere nationalistische Wallungen, die in diesem Land so regelmäßig auftreten wie Wahlen. Mal witzig, mal melancholisch schildern die Autorinnen und Autoren Begegnungen in einem Land, in dem es "Leitkultur" und "Überfremdung" gibt und wo man auch nach drei Generationen immer noch einen "Migrationshintergrund" hat, wenn die Oma aus Siebenbürgen oder Zagreb stammte. Thomas Friedrich
Nicol Ljubic (Hg.): Schluss mit der Deutschenfeindlichkeit. Geschichten aus der Heimat. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012, 207 S., 17,99
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