ANTI-DESIGN

Gottlos glücklich

Der Physiker Henning Genz guckt kosmologisch auf »intelligentes Design«

Ungefähr seit Darwin gilt es nicht mehr als Wissenschaft, die Rätsel der Natur damit zu "erklären", dass der liebe Herrgott sie sich ausgedacht habe. Vielmehr versuchen Wissenschaftler, Naturgesetze zu finden, nach denen es eben kein Wunder ist, dass das Universum so und nicht anders tickt.
Seit ein paar Jahren allerdings versuchen interessierte Kreise unter dem Schlagwort "Intelligentes Design" ein ursprünglich theologisches Argument als wissenschaftlichen Gedanken wieder zu beleben. Alles sei so fein abgestimmt, so offensichtlich klug designed, dass man daraus einfach auf einen Plan, wenn nicht gar einen Schöpfer schließen müsse.
Henning Genz, pensionierter Teilchenphysiker, versucht nun, die meist biologisch und evolutionskritisch geführte Debatte kosmologisch zu beenden. Dazu fasst er ausführlich (und mühsam zu lesen) alles zusammen, was man heute wissenschaftlich über das Universum sagen kann. Es ist gräßlich kompliziert und über den größten Teil davon (Dunkle Materie) weiß man gar nichts. Eine "Gottes-Hypothese" hilft da auch nicht weiter.
Biologisch ist sie ohnehin unnütz. "Das Leben" hat so viele unperfekte Lösungen "erfunden", dass ein hypothetischer Designer dahinter glatt durchs Vordiplom fiele. Und wer sich wundert, dass die Welt so ist, dass wir darin vorkommen können, begeht etwa den Denkfehler des Lotto-Gewinners, der sich wundert, warum er die richtigen Zahlen tippte.
Genz hat "Gott" nicht wegerklärt. Sowas fände er genau so unwissenschaftlich wie das Design-Argument. Gott ist möglich, aber nicht notwendig. Damit können Wissenschaftler leben. Ob Gott das auch kann? Und vor allem: Ob seine Anhänger das können?
wing
Henning Genz: War es ein Gott? Zufall, Notwendigkeit und Kreativität in der Entwicklung des Universums. Hanser, München 2006, 216 S., 20,50 ISBN: 3446207406