MÄNNER Ganze Kerle Ferdinand Delcker macht einen Macho zum Clown Wir haben inzwischen drei Generationen lustiger Damenromane hinter uns. Da wird es Zeit, dass die andere Hälfte des Himmels mal etwas nachlegt. Man nehme einen leicht überklischierten Geschlechtsträger, stopfe ihn in ein Dutzend Fettnäpfchen und lasse ihn sozusagen mit offener Hose stolz auf sich sein. äJana weiß was" macht es uns Henry Hiller vom ersten Satz an leicht. Er hält sich für den tollsten Werber der Stadt und neigt gerade neben einer festen Freundin zu einer neuen. Was ja nicht schlimm wäre, würde er nur nicht so schwadronierend begründen, dass das nicht schlimm wäre. Lustig wird es, weil er bald eine Wahrnehmungsstörung auf die andere setzt, aus einem Blick eine Einladung macht, aus einer Abfuhr ein Lockmittel. Henry biegt sich die Welt so zurecht, dass er gut in ihr aussieht. Das ist der witzige Teil. Zum Glück hat Ferdinand Delcker auch noch einen Traurigen ins Buch montiert: Jana wird todkrank und Henry denkt nur noch an Sex. Plötzlich werden die Klischees feucht, aus Kitsch wird Drama. Beinahe erkennt Henry sogar, dass er nur ein mittelmäßiger Kerl ist. Fast kriegt er die Kurve zum Telenovela-Schluß. Aber der Autor weiß, dass es erschreckender ist, wenn der Held nichts lernt. Und erheiternder. Wing
Ferdinand Delcker: Der Vormacher. Aus dem Leben eines ganz normalen Mannes Atrium, Zürich 2010, 206 S., 17,90
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