WISSENSCHAFT

Pharaos Glühbirnen

Die lustigen Einfälle der Herren Däniken & Buttlar

Dass bei Pharaos schon die Glühbirnen brannten, versucht Erich von Däniken folgendermaßen zu belegen: Bei Ausgrabungen fand man Tontöpfe mit eingelassenen Kupferstäben, mit viel gutem Willen läßt sich das Töpfchen als Galvanisierer benutzten, mit einer möglichen Spannung von einem halben Volt. Allerdings gehörten die Töpfe den Parthern, einem Reitervolk, das 250 vuZ im Zweistromland lebte; ägyptische Strom-Töpfe sind nicht nachweisbar. Macht nichts, sagt Däniken, da gebe es "ähnliche Funde", und auf diversen Wandreliefs will er so etwas wie Glühbirnen erkannt haben.
Die sogenannte "Partherbatterie" hat als Legende ihre Zeit gehabt (in den 80ern), ist aber ziemlicher Unfug. Das belegt Markus Pössel in seinem Buch Phantastische Wissenschaft - Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar. Jeder Apfel, in den man einen Nagel schlägt und einen Kupferpfennig 'reindrückt, wäre als "Batterie" zu betrachten; allerdings bräuchte man eine erhebliche Anzahl von Äpfeln, um anderes als Dänikens Birne zum Glühen zu bringen. Ebenso verhält es sich mit den Töpfen der Parther, die wahrscheinlich magische Kultobjekte waren; dass man es nicht genau weiß, bedeutet keinesfalls, dass an Dänikens These was dran wäre.
Es ist beinahe rührend, wie der Naturwissenschaftler Pössel das Wissen seiner Zeit aufbietet, um einen fröhlichen Blödmann wie Erich von Däniken zu widerlegen. Allerdings: einer mußte mal die Drecksarbeit machen. In einer Zeit wild mäandernder Mythen über die Wirklichkeit und wie sie passieren konnte, wird es Zeit, den Schamanen ihre Räucherstäbchen wegzunehmen.
So beeindruckt an Pössels Arbeit - die nichts anderes enthält als solides, keineswegs exotisches Wissen - vor allem die Genauigkeit, mit der er Däniken entlarvt. Der ist in seinen Polemiken, Behauptungen und Berichten derart ungenau, ungebildet, unwissend, dass es kaum der Mühe lohnt, sich etwa mit der Behauptung herumzuschlagen, der Mensch sei kein Produkt der Evolution sondern genetisch bosselnder Aliens (schon Dänikens Argumente gegen die Evolution sind unglaublich dämlich und auf einer Linie mit denen der "Kreationisten", was Pössel auch herausarbeitet.)
Wo Däniken noch als fröhlicher Blödmann amüsant ist, steht bei Johannes von Buttlar die Eitelkeit im Vordergrund. Der "Astrophysiker" (dessen Studium nirgendwo nachweisbar ist) arbeitet sich querbeet durchs Leben: Bermuda-Dreieck, Ufo-Sichtungen, Pyramiden, Schwarze Löcher - alles wird von Buttlar bearbeitet, vor allem recycelt, in einer Art, die von ziemlicher Sachunkenntnis zeugt. Und, laut Pössel: Buttlar interpretiert die Wirklichkeit recht großzügig und verlegt den Untergang eines Schiffes schon mal um 3000 Seemeilen, damit es im Bermuda-Dreieck versinkt.
Der große Quellenapparat, den Pössel seinem Buch angehängt hat, beweist die Akribie, mit der er den beiden Auflagenmillionären auf den Leib rückte. Möge es helfen, die Wirkung dieser Berufsscharlatane zu mindern.
Erich Sauer
Markus Pössel: Phantastische Wissenschaft. Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar Rororo Nr. 60259, Reinbek 2000, 414 S., 19,90 DM ISBN: 3499602598