CODES

Duell im Dunkeln

Ein Crashkurs in Verschlüsselung und Kryptoanalyse

Das Kamasutra zählt Kenntnisse in Geheimschrift zu den Grundfertigkeiten jeder klugen Frau. Sich für Nicht-Eingeweihte unverständlich auszudrücken, ist eine uralte Kulturtechnik. Das erklären die Wissenschaftsjournalisten Stephen Pincock und Mark Frary in ihrem schmalen aber reichhaltig illustrierten Buch Geheime Codes.

Auf 176 Seiten kommen sie von der simplen Buchstabenverschiebung Cäsars bis zur theoretisch unknackbaren Quantenkryptografie der nahen Zukunft. Sie führen einfache und schrecklich komplizierte Verschlüsselungen vor und erzählen auch davon, warum und vor wem einer etwas verstecken wollte und mit welchen Mitteln die Gegenseite doch irgendwann die Codes knackte.

Das geht nicht ganz ohne Mathematik ab, aber der Hauptteil des Buches ist eher historisch und zuweilen abenteuerlich. Der fortlaufende Text wird immer wieder unterbrochen von Themen-Einschüben etwa über die deutsche Enigma-Maschine (im wesentlichen von polnischen Mathematikern geknackt) oder das Voynich-Manuskript (bis heute unleserlich). Auch die Rosslyn-Chapel kommt vor, deren Überfülle rätselhafter Botschaften mit Dan Browns Sakrileg berühmt wurde.

Die einzelnen Episoden sind hübsch bebildert, fallen aber zuweilen arg knapp aus. Pincock und Frary haben einen Appetizer zum Code-Thema geschrieben, zu dem man fast auf jeder Seite eine halbe Bibliothek voller Fachliteratur hinzuziehen möchte. Da hilft das gute Literaturverzeichnis. Andererseits kann man sich auch selbst ans Code-Knacken machen. Im Anhang gibt es Rätseltexte, um an ihnen die wichtigsten Ver- und Entschlüsselungsverfahren zu üben. Das geht ohne Computereinsatz und reicht natürlich nicht für einen Pin-Code-Hack, schlägt aber immerhin jedes Sudoku.

WING
Stephen Pincock und Mark Frary: Geheime Codes. Die berühmtesten Verschlüsselungstechniken und ihre Geschichte. Aus dem Englischen von Petra Trinkaus. Ehrenwirth, Bergisch Gladbach 2007, 176 S., mit zahlr. Abb. & Farbtafeln, 19,95