ESSAYS
Gewürze und Prinzipien Herr Cipolla erklärt wieder was Der Mann kann schreiben was er will, es geht immer um Geld - und es liest sich vergnüglich weg, während man auf den Aktienberater wartet. Das erste liegt daran, dass Carlo M. Cipolla Professor für Wirtschaftsgeschichte war, das zweite daran, dass er es in Italien und Kalifornien war. Und nach dem Wissenschaftsleben anfing, schöne Literatur zu schreiben. Das schmale Bändchen Allegro ma non troppo etwa enthält zwei Essays (über die Rolle der Gewürze und Prinzipien der Dummheit), die mehr zum Genießen als zum gelehrt werden gedacht sind. Rom ist an Bleivergiftung untergegangen? Ha, die Kreuzzüge wurden nur erfunden, weil Peter von Amiens Pfeffer auf dem Tisch haben wollte! Ein bisschen despektiertlich rafft Cipolla die Geschichte, streift den Keuschheitsgürtel als Motor des metallverarbeitenden Gewerbes, zeigt ein paar unartige Fußnoten mit Strumpfbändern. Mit einem guten Stoff (dem Wirtschaftswesen im Mittelalter) macht das auch Spaß, als bodenlose Alberei (Grenznutzen-Kalkulationen über die Dummheit) eher weniger. Dem altersmilden Professoren-Humor fehlt einfach das Gewürz. Carlo M. Cipolla starb Anfang 2000. WING
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Carlo M. Cipolla: Allegro ma non troppo Aus dem Italienischen von Moshe Kahn, Wagenbach, Berlin 2001, 84 S. |