LEBEN & STERBEN

Der ziemlich letzte Film

Anthony McCarten beschreibt mit »Superhero« einen jugendlichen Totentanz

Donald ist vierzehn, und jeder zweite Gedanke in seinem kahlen Kopf ist nicht jugendfrei. Die andere Hälfte dreht sich um seine Comic-Zeichnungen, und die sind jedenfalls nicht für Eltern zugelassen. Außerdem hat Donald Krebs.
Kein Wunder, dass er sich für seine Comics einen Superhelden ausgedacht hat, den rein gar nichts umbringen kann, keine Dampfwalze und kein fieser Doktor Gummifinger mit seiner Killer-Assistentin, der Krankenschwester mit dem großen Busen.
Anthony McCarten ist Mitte Vierzig und hat sich Donald für seinen Roman Death of a Superhero ausgedacht, der in der deutschen Titelverkürzung als Superhero ein bisschen zu simpel poppig für die clevere Machart klingt. McCarten hat nämlich jede Menge Bühnentricks und szenische Effekte drauf, er schreibt seit Jahren in rasendem Tempo Drehbücher und Theaterstücke. Eins davon, Ladies Night, wurde sogar weltberühmt. Death of a Superhero ist auf dem Weg dahin. An der Verfilmung arbeitet McCarten jedenfalls schon.
Das Skript ist eh fast fertig, denn der Roman führt sich mit schnellen Episoden und geraffter Figurenzeichnung bereits wie ein Drehbuch auf. Und weil hinten noch ein paar "geschnittene Szenen" dranhängen, ist es bis zur DVD wohl auch nicht mehr weit.
Donald rennt, den Ipod immer fest im Ohr, auf sein Lebensende zu. "Wut ist seine Standardeinstellung. Wehmut auch", heißt es gleich zu Beginn. Ein paar Seiten weiter springt er von einer Brücke - und das Buch fängt erst richtig an.
Donald muss zu Adrian, dem Klinik-Therapeuten. Der hat natürlich seine eigenen Probleme, und ganz nach den Regeln des Handwerks wird der Patient den Arzt ein bisschen retten. So wird aus einem schnoddrigen Jugendbuch eine traurige und lustige Geschichte für jedes Alter.
WING
Anthony McCarten: Superhero Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Diogenes, Zürich 2007, 303 S., 19,90