LEBENSWEGE
Kleine Geschichten Alex Capus schreibt über ein ganz normales Leben Kleine Dinge ereignen sich über mehrere Jahre hinweg in einer kleinen, unbedeutenden Stadt, kleine Schritte greifen ineinander, beziehen sich aufeinander und verbinden sich zu einem Ganzen - zum Leben des Protagonisten Max Mohn. Stilistisch geht Capus dabei sehr gewandt vor. Er erzählt 14 Kurzgeschichten, die man auch getrennt voneinander lesen könnte, welche aber die Teile des Romans bilden und miteinander verbunden sind. Im Erzählen dieser Geschichten, die spannend, traurig oder auch humorvoll sein können, liegt die große Stärke des Autors. Mehr noch als die Komposition überzeugt Capus' Fähigkeit, auf wenigen Seiten viel zu sagen und die Aufmerksamkeit des Lesers mit jedem Kapitel wieder neu zu erregen. So beleuchtet das "Studium ferner Welten" Max' Lebensstationen: Die Streitgespräche der Eltern, der Moment, in dem Max sich in Ingrid verliebt, die er später heiraten wird, oder die Erlebnisse mit Freunden. Alles, was sich vor der Gegenwart ereignet und auf Max' Zukunft ausgewirkt hat, wird ebenso beschrieben wie die Gegenwart selbst, in der sein Großvater zäh und langsam stirbt. In sprachlich souveräner und emotional distanzierter Weise erzählt Alex Capus das gewöhnliche Tun und Lassen einer sympathischen Figur. Ebenso gewöhnlich wie Max Dasein selbst ist auch das der anderen Kleinstadtbürger angelegt. Von Marotten und tragische Schicksale wird berichtet, jede für sich eine Erzählung wert, jede dem Leben entnommen und doch unterhaltsamer als die Wirklichkeit. Julika Pohle
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Alex Capus: Mein Studium ferner Welten Residenz Verlag, Salzburg/Wien/Frankfurt 2001, 206 2., 34,00 DM |