AMERIKA
Bushs Bande
Wem gehört eigentlich die US-Regierung?
Nach dem 11. September 2001 herrschte über dem Luftraum der USA ein absolutes Flugverbot; sogar das Transplantationssystem brach zwischenzeitlich zusammen, weil lebenswichtige und -rettende Organe nicht per Flugzeug transportiert werden durften.
Es gab allerdings Ausnahmen. Für 140 saudi-arabische Staatsbürger, teilweise Mitglieder des Königshauses der Sauds, teilweise Verwandte Osama bin Ladens, gab es Sondermaschinen und Sondergenehmigungen der Regierung, um sie sofort außer Landes zu schaffen. Das ist keine krude Geheiminformation, ausgegraben von Verschwörungsfans, sondern ein bekannter, von der Regierung zugegebener Fakt. Man verzichtete damals sogar auf Auskünfte, wer da eigentlich im Flieger saß. Später stellte das FBI fest, dass es einigen dieser Personen gerne ein paar Fragen gestellt hätte.
Eine der ersten Maßnahmen der Bush-Regierung war die Einführung eines sogenannten Express-Visum-Systems: In US-Botschaften konnte man nun Visa-Anträge stellen, ohne persönlich zu erscheinen. Das System wurde eingeführt für alle befreundeten Europäischen Staaten - und Saudi-Arabien. Drei der späteren 9/11-Täter erhielten so ihr Visum für die USA.
BUSINESS CONNECTIONS
Craig Unger macht in seinem Buch Die Bushs und die Sauds - Öl, Macht und Terror daraus keineswegs einen Beweis für eine sinistre Verschwörung in dem Sinne, dass die USA von dem Anschlag am 11.9. gewußt hätten. Er nimmt es nur als Beispiel für die besondere Wertschätzung, die Saudi-Arabien durch die Bush-Regierung widerfährt. Weil nämlich die Bushs und die Sauds seit 20 Jahren enge geschäftliche Beziehungen unterhalten. Sehr enge. Es war saudi-arabisches Geld, das den Bush-Sohn George vor einer geschäftlichen Pleite bewahrte. Vor allem durch die Carlyle-Group, ein großes Investment-Konglomerat, sind die Bushs und die Sauds seit langem innigst verbunden.
Als Bush senior noch Vize unter Reagan war, dealte er schon mit den Saudis: ihr Geld floß im US-Auftrag an die "Contras" in Nicaragua und vor allem an die Söldner in Afghanistan. Das war den Sauds insofern sehr recht, da sie einerseits den USA einen Gefallen taten, andererseits der islamischen Bevölkerung zu Hause demonstrieren konnte: Hier bitte, wir tun was für die Befreiung der islamischen Brüder.
Seit dem 11. September 2001 ist das Verhältnis problematisch geworden. Zwar tat und tut George Bush der Dümmere alles, um Verbindungen bin Ladens nach Saudi-Arabien zu kaschieren (aus einem Senatsbericht über den 11.9. wurden 28 Seiten über Saudi-Arabien zensiert), trotzdem kann er nicht verhindern, dass weltweit immer mehr Spuren auftauchen, die in die höchsten Reihen des Königshauses Saud reichen. Dort löst man Probleme auf Mafia-Art: als sich der Verdacht der Terror-Unterstützung gegen einen mächtigen 43jährigen Saud-Prinzen kaum noch widerlegen ließ, starb der plötzlich an Herzversagen. Zwei weitere Belastete kamen unter ähnlich seltsamen Umständen ums Leben.
»UNSER PEARL HARBOR«
Unger hat in seinem Buch haufenweise Verbindungen untersucht und gut dokumentiert. Er hat dabei weitgehend auf öffentlich zugängliches Material zurückgegriffen - Bushs Sicherheitskabinett gehört fast vollständig der Öl-Industrie an, die wichtige Investitionen in Saudi-Arabien zu schützen hat - manches haben ihm Informaten erzählt. Sein Buch pflegt einen eher ruhigen Tonfall, was in wirkungsvollem Kontrast steht zu den eher beunruhigenden Fakten, die er referiert und die sich mühelos in die wichtigsten Verschwörungstheorien einarbeiten ließen.
Kleines Beispiel: Die Maschinen vom 11.9. gehörten United Airlanes und starteten vom Washington Airport. Beide sind Kunden einer Security-Firma, an der Saudi-Arabien beteiligt ist.
Oder: In den 90ern kursierte ein Papier zur Außenpolitik der USA, verfaßt unter anderem von Paul Wolfowitz, Donald Rumsfeld und Richard Perle, in dem die Besetzung der Ölfelder in Arabien gefordert wurde; das Papier merkt an, dass solch ein Krieg natürlich nur vermittelbar sei nach einem großen, schrecklichen Ereignis "wie Pearl Harbor". Als die Autoren des Papiers in der Bush-Regierung saßen, notierte der Präsident in seinen persönlichen Unterlagen nach dem 11.9.: "Da haben wir nun unser Pearl Harbor des neuen Jahrtausends". Zwei Jahre später besetzten die USA die irakischen Ölfelder.
DURCH OSAMA VERBUNDEN
Heute kann Bush saudische Interessen nicht mehr so eiskalt vertreten wie direkt nach dem 11.9. Aber durch den Irak-Krieg hat er bin Laden als Bösewicht durch Saddam Hussein ersetzt und damit viele Spuren, die nach Saudi-Arabien führten, verwischt.
Craig merkt an, dass Bush vielleicht genau in jene Falle getappt ist, welche die USA einst den Sowjets in Afghanistan stellten: Lange vor dem Einmarsch der Sowjetunion, seit Mai 79, versorgte die Carter-Regierung muslimische Rebellen mit Waffen. Die Sowjets reagierten Ende 1979 und marschierten in Afghanistan ein, was den Untergang des sowjetischen Imperiums beschleunigte. Es könnte sein, dass der Afghanistan-Kämpfer bin Laden damals gelernt hat, wie man eine Supermacht schlägt. Und das Spielchen im Irak wiederholt. Denn der Saudi bin Laden hat erklärtermaßen nur zwei Ziele: Vertreibung der USA von "islamischem Boden" und den Sturz des Königshauses Saud.
Erich Sauer
|