MUSIK-BIZ
Böse Buben Wie Pop-Musik die Kinder verdirbt - ein alter Hut Ein Pop Duo wird zum neuen Sprachrohr deutscher Jugendlicher. Eine junge Lehrerin aus Berlin wird zur glühenden Anhängerin der beiden, die sich selbst "Die Pioniere" nennen. Als sie merkt, dass ihre Schüler sich immer mehr organisieren, um sich einem kollektiven Gemeinschaftsgefühl hinzugeben, ganz so wie es ihre Pop-Superstars es ihnen vorbeten, ist sie ganz begeistert. Aber plötzlich nimmt sie vermeintlich nationalistische Tendenzen bei den Kids wahr: Gibt es da etwa politische Zusammenhänge? Soweit der Plot von M.G. Burgheims Roman. Hier stand wohl das Rammstein-Gespenst Pate. Wenn Mainstream mit dem Faschismus flirtet, kommt meistens gefährliche Scheisse dabei heraus. Kann man so sehen. Burgheim jedenfalls tut's, weswegen er jede Menge politische Belehrung in die Geschichte fummelt und ausserdem noch einen Krimistrang einbaut, um die Bedrohung etwas greifbarer zu machen. Also, die beste Freundin verschwindet, der Hund wird vergiftet, es gibt Drohungen per Email, könnte alles damit zu tun haben, dass man sich zu sehr für die "Pioniere" interessiert ... Oh bitte! Nicht schon wieder die Mär von den bösen Musikern die dummen Teenies die falschen Ideen in den Kopf dudeln. Mag ja sein, dass Kids die doof wie Brot sind auf falsche Gedanken kommen, wenn sie Musik hören. Aber Pop/Rock Musik für die falsche politische Bewusstseinsbildung verantwortlich zu machen, hört sich an wie die Litanei eines bayerischen Dorfpredigers. Dass man bei Bands wie Rammstein wachsam sein sollte (abgesehen davon dass sie schlechte Musik machen), ist ja nicht verkehrt. Daraus aber gleich eine Gefahr für die Gehirne der Kids zu konstruieren, ist ein wenig zu plakativ. Anhänger einer Band zu Erfüllungsgehilfen von berechnenden Marketingstrategen und durchgeknallten Musikern zu machen, ist wirklich kein neuer Gedanke. Und dass er immer wieder breitgetreten wird, macht ihn auch nicht besser. Mirko Puzic
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M.G. Burgheim: Future Pop Eichborn, Frankfurt 1999, 208 S., 34,- DM |