BUFFY Dr. Dämon Berliner Kulturwissenschaftler schreiben den ersten deutschen »Buffy«-Reader Alle Welt kennt Buffy the Vampire Slayer, die Fernsehserie von Joss Whedon, in der Sarah Michelle Gellar von 1996 bis 2003 auf dem Schulhof Monster verkloppte. Vampire waren damals noch nicht Kult, Dämonen aus der Hölle traten nicht in Highschool-Komödien auf, Hexen waren nicht lesbisch und Cheerleader machten keine Flic Flacs mit einem Holzscheit durch die Brust des Bösen. Buffy wurde ziemlich erfolgreich, kriegte eine Spin-Off-Serie (Angel) und eine Fortsetzung im Comic - und eine global rumorende Fangemeinde, die Kongresse veranstaltet, Examensarbeiten verfasst und ganze Bücher darüber schreibt, was man von Buffy alles lernen kann. Zum Beispiel Mut im Angesicht des Grauens. Schon in der ersten Fußnote wehrt sich der erste deutsche Reader mit Buffy-Studien gegen den deutschen Serien-Titel "Im Banne der Dämonen", weil der die tapfere Göre nur passiviert. Dann werden die Studien schnell tiefer. Da erkennt man, dass Buffys Vampire deshalb so "unterkomplex" sind, weil sie nicht mehr klassische Sinnbilder für Defekte des bürgerlichen Subjekts sind, sondern für reale äußere Zumutungen der Moderne: "Konkurrenz und Kleinfamilie, Patriarchat und Militär, Arbeit und Anpassungsdruck". Nur flaches Fernsehen könne heute noch ernsthaft ideologiekritisch sein, findet das knappe Dutzend Autoren, die sich im großen und ganzen darüber einig sind, dass "Buffy" ein rührendes Stück Popkultur ist, ästhetisch interessant, politisch bedeutsam, ein Meisterstück der Kulturindustrie. Fröhlich schießen Frankfurter Schule und Sunnydale High durcheinander, kopfschüttelnd werden Fan-Wissenschaftler aus der internationalen Literatur zitiert, und wenn jetzt noch ein Register der behandelten Episoden dabei wäre, müsste man dieses Buch jeder Buffy-DVD-Box beilegen. Hilfsweise touren die Herausgeber mit einem kommentierten Best-Of-Videoabend durch die Republik. Zum Beispiel am 31.3. im Kölner King Georg. Wing
Annika Beckmann, Ruth Hatlapa, Oliver Jelinski, Birgit Ziener (Hg.): Horror als Alltag. Texte zu »Buffy the Vampire Slayer«. Verbrecher, Berlin 2010, 247 S., 14,-
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