VERSCHWÖRUNGEN II

Sich türmende Fallen

Andreas von Bülows Thesen zum Nine-Eleven


Das andere Buch zum Thema

Es stimmt so vieles nicht: die Passagierlisten der Terror-Flüge (nicht mal die Anzahl der Passagiere ist korrekt), die Rasenflächen vorm Pentagon (unbeschädigt, obwohl grad eine Boeing drüberrasiert sein soll), die Flugabwehr (ein paar F15 und F16-Maschinen stiegen rechtzeitig auf, aber niemand weiß, wo sie geblieben sind), der Einsturz der Twin Towers (der Stahl verformt sich bei ca. 800 Grad Celsius, Kerosin verbrennt allerdings nur mit 350 Grad).

Dafür genehmigt die Bush-Administration zur Aufklärung des gesamten 9-11-Komplexes zunächst gerade mal 600.000 Dollar; zum Vergleich: Kenneth Starrs Truppe gegen Bill Clinton durfte 40 Mio Dollar verbraten, und alles fürn Fleck aufm Kleid und ne Zigarre.

Nicht nur dem ehemaligen Staatssekretär und Forschungsminister Andreas von Bülow fällt es schwer, das alles für Zufall zu halten. Da kommt eine neokonservative Clique an die Macht, die Jahre zuvor aufgeschrieben hat, wie sie die Welt neu ordnen will - und neun Monate später passiert all das, was ihnen erlaubt, Amerika in das zu verwandeln, was es heute ist und ihrer Meinung nach sein sollte. Die CIA und der der 11. September faßt viele Merkwürdigkeiten zusammen und hat auch den Mut, eine eigene Theorie aufzustellen: ferngesteuert seien die Maschinen in die Türme gesteuert worden, das Pentagon ist wahrscheinlich von einer Cruise Missile getroffen worden, was mit dem 4. Flug geschah, der in Shanksville endete, weiß man nicht, aber wahrscheinlich wurde die Maschine abgeschossen. Dass die Geheimdienste dahinterstecken (Bush senior war immerhin mal CIA-Direktor) kann natürlich auch von Bülow nicht beweisen. Aber dass sie so gar nichts damit zu tun haben: gegen diese Idee hat er einiges ins Feld zu führen. Die CIA hat die Taliban wie Saddam Hussein aufgebaut, sie hat Osama bin Laden gedrillt und finanziert. Das FBI wiederum zeigt eine seltsame Unlust, gegen arabische Studenten zu ermitteln (schon beim ersten Trade Center-Anschlag spielte das FBI nachweislich eine höchst undurchsichtige Rolle), das US-Militär äußert sich nicht, die NSA, die größte aller Agenturen, weiß von gar nichts, und am Ende gründet jene Regierung, die angeblich gegen "zu viel Staat" ist, eine neue Heimatschutz-Behörde mit 170.000 Angestellten und erläßt den "home security act", der wesentliche Grundrechte außer Kraft setzt.

Wie bei jedem geschichtlich großen Ereignis mischen sich inzwischen Legenden mit Fakten. von Bülow trennt das nicht immer säuberlich, aber es bleibt erkennbar, wo er seine Informationen herhat. Wer nicht an ferngesteuerte Flugzeuge und eine Regierung glauben will, die das alles selbst inszeniert hat, darf sich aber immerhin Fragen stellen wie diese: wieso wurden die Stahlreste des Trade-Centers sofort entsorgt und eingeschmolzen, bevor sie untersucht werden konnten? Und wieso ist ausgerechnet einige hundert Meter neben dem gewaltigen Schuttberg der Tower, wo alles zu feinkörnigem Sand zermahlen wurde, der unversehrte Paß von Mohammed Atta gefunden worden, angeblich aus dem Flugzeug gefallen und nicht verbrannt? Atta wiederum steht, wie die anderen 19 Attentäter, bis heute nicht auf der offiziellen Passagierliste von American Airlines.

Erich Sauer

ERGÄNZUNG:

Im letzten Heft haben wir uns im Buchteil mit der Szene der Verschwörungstheoretiker rund um den "Nine-Eleven" befaßt. Obwohl unsere Autoren keinesfalls Anhänger jener Theorien sind, nach der das Trade-Center gesprengt wurde oder "die Juden mal wieder" dahinterstecken (derlei Gefasel hätte zu lebenslangem Schreibverbot bei ULTIMO geführt), gestanden die Rezensenten doch zu, dass in den Büchern Wisnewkis und von Bülows Fragen auftauchten, die zu denken gäben und geklärt werden müßten. Nun, seit drei Wochen passiert lustigerweise in Medien wie "Panorama", "Spiegel" und "Süddeutsche" nichts anderes, es wird geklärt - und dabei stellt sich heraus, dass die Herren Wisnewski, von Bülow und Bröckers, die Gurus der WTC-Verschwörer, es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Dafür sind sie von einer Fan-Gemeinde umgeben, deren Manieren teilweise eher an die SA als an einen Debattierclub denken lassen. Weil ULTIMO-Autoren, im Gegensatz zu den WTC-Conspiracy-Gurus, sich durchaus von Fakten beeindrucken lassen, teilen unsere Rezensenten Ueding und Sauer in seltener Eintracht mit: "Nach wie vor sind zum 11. September Fragen zu diskutieren; aber nicht mit diesen Herren."

Andreas von Bülow: Die CIA und der 11. September. Internationaler Terror und die Rolle der Geheimdienste. Piper, München 2003, 271 S., 13,- ISBN: 3492045456