RAY BRADBURY
Killer-Kitsch
Der große Zirkus-Horror aus dem ewigen Gestern
Ray Bradbury ist hochgradig unmodern, seit langem schon. Selbst als 1962 Something Wicked This Way Comes zum ersten Mal in Amerika erschien, roch es bereits wie deutlich älter, nach Rauch, Herbstlaub und Jungenträumen aus einer Zeit weit vor dem Fernsehen. Das Böse kommt auf leisen Sohlen war die bewusste Rückkehr des berühmten Autors von Science Fiction-Geschichten ins Vorpubertäre, von den "Mars-Chroniken" zum Wanderzirkus und zum "illustrierten Mann". Der lockt mit einem Dampfkarussell, das scheinbar unruhige Söhne älter machen kann und müde Väter wieder jung - aber dafür Tränen frisst. Zwei Jungs nach dem Sawyer/Finn-Modell trotzen der Gefahr und haben dabei tief dunkle Erlebnisse, die heute noch im Kinderfernsehen gestrichen würden und auch morgen noch Stephen King beeinflussen werden.
Es gibt kaum Blut, es gibt viel zu lange Monologe, es gibt einen etwas dünnen Ausweg aus dem Schrecken ("finde dich selber komisch") aber dafür gibt es ein beunruhigendes Ende nach dem Sieg. Sind wir die Monster, die wir zu vertreiben glaubten? Huh, dafür kann man den zuweilen argen Tiffany-Schwulst doch mal ertragen. Und gelegentlichen Übermut des Autors wie Ein-Satz-Kapitel: 31. Für den Rest der Nacht passierte nicht mehr viel.
WING
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