HEILIGE SCHEINE
Wahre Werte
Zwei Jungen finden viel Geld
Fünftklässler Damian ist ein wandelndes Heiligenlexikon: Sankt Rochus, Katharina von Alexandria, der heilige Franziskus - Damian kennt sie alle und rattert bei Bedarf gleich noch die Lebensdaten samt wichtigster Ereignisse herunter. Von ganz anderem Schlage ist sein älterer Bruder Anthony. Dessen Neigungen liegen auf dem Gebiet des Kapitals und der Immobilien. Eines Nachts, Damian kasteit sich gerade ein wenig am Bahndamm, wirbelt aus einem vorbeifahrenden Zug eine dicke Tasche auf den Jungen zu. Der Inhalt: bündelweise Geldnoten, 229.370 Pfund. Die Brüder behalten den Fund. Damian um Gutes zu tun, Anthony um Geschäfte zu machen. Das Problem: Bis zur Euro-Einführung sind es nur noch 17 Tage. Bis dahin muss alles ausgegeben sein.
Mit ihrem Reichtum lösen die Brüder bald einen grotesken Reigen aus. Indem Anthony Klassenkameraden Spielsachen abkauft, aber als kleinsten Schein immer nur mit einem Zehner zahlen kann, mutiert der Schulhof zum Flohmarkt mit galoppierender Inflation. Damian stopft einer enthaltsam in der Nachbarschaft wohnenden Sekte Bargeld in den Briefkasten mit dem Erfolg, dass die ihr keusches Heim mit Mikrowelle, Plasmabildschirmen und DVD-Geräten ausstatten.
Bald sehen sich die Brüder in ein Geflecht aus Lügen, Gier und Misstrauen verstrickt, Spendeneintreiber klopfen an ihre Tür, und die dubiose neue Freundin des Vaters scheint nur hinter dem Geld her zu sein. Am Ende siegt natürlich die Moral und es erweist sich, dass der Wert von Geld oft überschätzt wird. Das nimmt man dieser wilden und vor schrägen Einfällen strotzenden Komödie aber nicht übel.
Udo Bartsch
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