WILDWEST
Boston Jane
Schöner Jugend-Schmöker mit witzigen Dialogen
O Jane. Du bist vielleicht schmutzig. Und nass. Und du riechst nach Skunk. Aber du bist das mutigste Mädchen, das ich kenne" - Und dann küssen sie sich. Natürlich. Schon seit dem ersten Band der Trilogie Boston Jane warten wir darauf, dass die Liebesgeschichte zwischen Jehu und Jane gut ausgeht. Jetzt, am Ende von Teil zwei, ist es so weit, nachdem Jane - je nach Auslegung - ihrem Liebsten das Leben gerettet (Jane) oder eine große Dummheit begangen hat (Jehu).
Das ist passiert: Jehu kniet am Flussufer, ein Bär tapst am Wasser entlang. Was er gewollt hat, bleibt offen. Jane jedenfalls wähnt Jehu in Gefahr, wirft einen großen Stein und trifft. Und jetzt ist das Tier tatsächlich gefährlich. Jane entkommt nur durch einen Sprung in den reißenden Strom. Und diesmal ist es Jehu, der sie aus dem Wasser fischt und ihr das Leben rettet, während Jane ihrer Meinung nach wunderbar allein zurecht kam.
Aber mal ganz von vorn: Noch nicht mal 16 Jahre alt, folgt Jane ihrem Verlobten William nach Oregon. Nach einer strapaziösen Schiffsreise angekommen, findet sie - nichts! Keine Siedlung und vor allem keinen William. Die Pioniere leben in einer dreckigen Hütte und schlafen in stinkigen Wolldecken auf dem Lehmfußboden. Wohl oder übel richtet Jane sich ein und wird zu einer Frau, die für sich selber sorgen kann. Als William schließlich aufkreuzt, schießt sie ihn in den Wind, zumal sie längst ein Auge auf Jehu geworfen hat. In Boston Jane und der unheimliche Fremde erfährt die aufkeimende Liebe eine scheinbare Wende. Jane, nach ihren schlechten Erfahrungen mit William allen Männern misstrauend, weist Jehu ab. Im Vordergrund der Handlung steht ein unbekannter Rächer. Alle Zeichen deuten darauf, dass er dem Trapper Russell an die Kehle will. Um den zu warnen, machen sich Jane, Jehu und der Indianer Keer-ukso auf die Suche.
Boston Jane ist ein niveauvoller Schmöker. Holm erzählt stets mit einem Augenzwinkern und überzeichnet so manche Figur um einen dezenten ironischen Tick, grandios sind vor allem die witzigen Dialoge. Dennoch driftet der Roman nie in das bloß Komödienhafte ab. Holm hat die historischen Hintergründe präzise recherchiert und zeichnet ein teilweise überraschendes Bild vom Zusammenleben im amerikanischen Grenzland von 1850.
Udo Bartsch
|